Was ist der Unterschied zwischen einem Techniker, einem Philosophen und einem Theologen? Ein Techniker ist ein Mann, der in einem schwarzen Raum mit allerlei technischem Gerät eine schwarze Katze zu orten versucht. Ein Philosoph ist ein Mann, der in einem schwarzen Raum eine schwarze Katze sucht, die es überhaupt nicht gibt. Und ein Theologe? Ein Mann, der in einem schwarzen Raum eine schwarze Katze sucht, die es nicht gibt, und plötzlich ruft: „Ich hab´ sie!“
Sind nicht die Seligpreisungen des Evangeliums vom Sonntag so etwas wie das Greifen nach einer Katze, die es nicht gibt, mit der Behauptung, sie gefasst zu haben? Können die, die selig gesprochen werden, in einer Welt wie der unsrigen wirklich glücklich sein? Ist all das nicht Illusion? Die Welt spielt anders, nicht die Armen, die Trauernden, die Schwachen und Leidenden zählen, sondern die Starken, die Gesunden, die Gewalttätigen.
Aber können wir nicht doch Spuren einer solchen Welt erkennen und setzen? In seinem Aufsatz „Eine Welt ohne Christus“ kommt der Dichter Heinrich Böll auf die Unzulänglichkeit der Christen zu sprechen, die nicht nach der biblischen Forderung die Welt überwunden haben, sondern von ihr überwunden werden. Dann aber schreibt er: „Nirgendwo im Evangelium finde ich eine Rechtfertigung für Unterdrückung, Mord, Gewalt; ein Christ, der sich ihrer schuldig macht, ist schuldig“. Und er fährt fort: „Unter Christen ist Barmherzigkeit wenigstens möglich, und hin und wieder gibt es sie: Christen; und wo einer auftritt, gerät die Welt in Erstaunen. …Vielleicht machen einige von dieser Möglichkeit Gebrauch.“ Es wäre wichtig, wenn wir von der Möglichkeit, mit Jesus und mit den Menschen mitzugehen, Gebrauch machen würden.
Dann ein bemerkenswertes Geständnis von Böll: „Selbst die allerschlechteste christliche Welt würde ich der besten heidnischen vorziehen, weil es in einer christlichen Welt Raum gibt für die, denen keine heidnische Welt je Raum gab: für Krüppel und Kranke, Alte und Schwache. Und mehr noch als Raum gab es für sie: Liebe für die, die der heidnischen Welt als nutzlos erschienen und erscheinen.“
Gott ist alles andere als eine Illusion, alles andere als eine schwarze Katze, die es nicht gibt. Er ist er Aufforderung, in seiner Nachfolge etwas von den Seligpreisungen zu leben. Er selbst, der die Liebe zu allen Menschen ist, zeigt uns in den Seligpreisungen einen Weg, unsere Welt zu verändern. In diesem Blick auf Gott, über das Hier und Jetzt hinaus, können wir die Welt durch unser Handeln in Erstaunen versetzen.
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