Beim Kartenspiel gewinnt der eine das, was der andere verliert. Deswegen ist man darauf aus, dass der andere verliert, um selbst den Gewinn einstreifen zu können. Dies erzeugt bei manchen Menschen eine Verbissenheit, die das Spiel in Ernst umschlagen lässt. Alles wird unternommen, um den anderen zu besiegen.
Über diese Tatsache vergisst man dann oft, dass vom Kartenspiel alle, die daran teilnehmen, gewinnen können, nämlich Freude am gemeinsamen Spiel. Diese wird aber in der Suche nur nach dem eigenen Vorteil zunichte gemacht. Wenn man aber die Gewinne zusammenlegt und dann gemeinsam ein Essen oder eine Reise finanziert, dann zeigt sich deutlich, dass alle gewonnen haben. Wenn man aber nur von der Frage ausgeht: „Was habe ich davon?“, wird dies verhindert.
Wie wäre es, wenn ich in der Frage nach dem eigenen Nutzen den Umweg über den anderen wählen würde, also von der Frage: „Was haben alle davon?“ ausgehe, und von diesem Ausgangspunkt dann das sehe, was sich mir als Gewinn zeigt? Solches gilt nicht nur für das Kartenspiel, sondern für das Zusammenleben insgesamt.
Am 3. Februar traf der Papst auf seiner ökumenischen Pilgerfahrt für Versöhnung und Frieden, wie er sie nennt, in der südsudanesischen Hauptstadt Juba mit Regierungsvertretern und Vertretern der Zivilgesellschaft zusammen. Bei dieser Gelegenheit forderte Franziskus dazu auf, die gemeinsamen Quellen des Lebens zu suchen. Der Nil, der für Überfluss sorgt, an dem alle teilhaben könnten, der aber im Bestreben, den Überfluss nur für sich zu nutzen, zur Entzweiung und zum Konflikt führt, dient ihm dabei als ein Bild, wie Friede erreicht werden könnte. Alle könnten von diesem Überfluss etwas haben, wenn sie zusammenarbeiten, keiner hat etwas davon, wenn er alles zerstört, um das Land nur für sich zu besitzen.
Deswegen forderte der Papst die Anwesenden auf, ohne Wenn und Aber abzulassen von der Gewalt, die leider auch während seiner Reise nicht endete. Die Ausrichtung auf Gerechtigkeit, damit die Güter, die der Nil bietet, von allen genutzt werden können, muss dabei auf der Basis der Liebe aller Menschen aufbauen, sonst entzweit sie.
Der Zusammenfluss mit einem anderen Fluss im No-See, aus dem der Weiße Nil hervorgeht, bietet dem Papst die Gelegenheit, darauf hinzuweisen, dass in der Begegnung die Kraft liegt, die hinter jeder Gewalt stehende Angst und Verbitterung zu überwinden. Gestalten wir die Welt als gemeinsames Spiel, das aus der Begegnung seine Kraft bezieht, die es nicht in einen Kampf ausarten lässt.
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