Großvater Mate freute sich wie jedes Jahr auf die Fastenzeit. Die Fastenzeit verleiht der religiösen Ernsthaftigkeit eine besondere Note, welche das Jahr hindurch verloren geht. Sie weist auf den Höhepunkt und die Bedeutung sowohl des Glaubenslebens als auch des Lebens im Allgemeinen hin.
In der Fastenzeit erwachen viele Menschen aus ihrer Unernsthaftigkeit und beginnen, sich dem Glauben und dem Gebet zu widmen. Man kehrt um, auch auf dem Weg der Suche nach sich selbst und nach Gott. Großvater Mate freut sich, als er sieht, dass es immer noch Menschen gibt, die das Gefühl für Fasten und Buße nicht verloren haben.
An einem Freitag in der Fastenzeit kam Nachbarin Frieda zu Großvater Mate und sah, dass der Großvater fastete, und sie begann über dieses Thema nachzudenken. Nachbarin Frieda wunderte sich, warum Großvater Mate fastete, da er bereits über 70 Jahre ist und das Kirchenrecht besagt, dass er nicht mehr fasten muss. Ihres Wissens nach gibt es im Jahr nur zwei Fasttage, Aschermittwoch und Karfreitag. Großvater Mate hörte sich die vielen Argumente seiner Nachbarin, warum er nicht fasten sollte, an. Und so beschloss der alte Großvater Matthias, auch einige Worte über das Fasten zu sagen.
„Liebe Nachbarin, ich faste nicht, weil das Gesetz es von mir erwartet. Ich faste nicht wegen einer Diät und einem schlanken Körper, weil in meinen Jahren das auch nicht so wichtig ist. Ich faste, damit mein Herz sich nicht in dieser irdischen Fülle verliert. Die Fastenzeit ist für mich keine Reinigung des Körpers von zu vielem Essen, sondern eine Reinigung des Geistes von Versuchungen und Sünden. Beim Fasten geht es mir nicht um die Erhaltung der Gesundheit, sondern darum, Gott und seinem Wort näher zu kommen. Aus meiner Sicht als Gläubiger betrachtet, ist das Fasten kein Relikt aus der Geschichte, das von der alten Kirche vorgeschrieben wurde. Fasten ist für mich, alten Mann, ein Weg in die Zukunft, ein Weg zum Reich Gottes."
Ich lade jeden von Ihnen, der diese Worte liest, ein, während dieser Fastenzeit nicht auf das Fasten zu vergessen, denn dies ist der Weg des Herrn, der auf dieser Erde wandelte.
Foto: Heinz Ebner