Ein Speisesaal in einem Gasthof, der Klingelton eines Handys ertönt. Es ist nicht auszumachen, wem dieser Klingelton gilt. Offenbar ist der Besitzer des Handys gerade nicht im Raum. Viele werden nervös, nehmen ihr Handy zur Hand, um sich zu vergewissern, ob sie es sind, denen der Anruf gilt. Bei dieser Gelegenheit des Blickes auf das Handy kann man ja dann auch gleich die neuen Nachrichten abrufen oder kurz jemanden anrufen, um bekanntzugeben, wo man ist, dass man gerade auf das Essen wartet … Die Personen, die am Tisch sitzen, sind offenbar nicht so wichtig, wie die Menschen in der Ferne im Netz.
Eine andere Szene: Zwei Menschen in einem Gespräch über eine Aufgabe, die sehr fordernd ist. Der eine wirft alle paar Minuten einen prüfenden Blick auf sein Handy, um sich zu vergewissern, ob nicht doch von irgendwoher eine Nachricht eingetroffen ist. Meist bleibt es nicht beim Schauen, schnell ein Tastendruck, um einem da draußen ein Zeichen seiner Existenz zu senden oder um sich zu vergewissern, dass der andere von seiner Existenz Notiz genommen hat. Die Konzentration auf die Erarbeitung des Themas ist natürlich nicht gegeben; Ablenkung nicht nur von der Aufgabe, sondern auch vom Menschen daneben.
Sollte sich nicht auch Gott des Handys bedienen, um mit den Menschen Kontakt aufzunehmen und ihre Aufmerksamkeit zu erregen? Aber würde es sich dann nicht ebenso um belanglose und oberflächliche Selbstvergewisserungen handeln, die nicht zu Antworten führen? Gott lässt sich nicht mit einem Tastenklick erfahren. Es bedarf nicht der Geschwätzigkeit, nicht der vielen Kontakte, sondern der tiefen Verbindung mit ihm. Der kürzlich verstorbene Schriftsteller Gerhard Roth schreibt in seinem Roman „Es gibt keinen böseren Engel als die Liebe“ im Blick auf die Hauptfigur Lilly: „In ihrer Einsamkeit, die sie immer häufiger und stärker empfand, hatte sie angefangen, stumm mit Gott zu reden.
Er hatte ihr ebenso stumm geantwortet. Er war äußerst klug, empfand sie jetzt, und half ihr mit seinen seltenen Antworten.“ Trotz der vielen Kontakte bleibt der Mensch oft einsam – oder wird er es durch die vielen Kontakte? In Gott hinein zu schweigen könnte eine Möglichkeit bedeuten, um stumme, wenn auch seltene, in die Tiefe gehende Antworten zu erhalten. Nicht die vielen Worte zählen, sondern die tiefe Beziehung. Es ist nicht die Häufigkeit des Kontaktes, sondern die Tiefe der Bindung, die sich in der Stummheit andeutet. In dieser Begegnung eröffnen sich dann aber nachhaltige Quellen des Wassers des Lebens.
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