„Cäcilia, du darfst heute nicht zur Oma. Sie ist krank, hat Grippe und da könnte sie dich anstecken. Es ist besser, du hältst Abstand.“ Cäcilia ist ein wenig traurig, kein Kontakt zur Oma. Da tröstet Mama: „Aber du kannst für Oma beten und so bei ihr sein. Vergiss nicht darauf, bevor du zu Bett gehst.“ Die kleine Cäcilia vergisst nicht und betet: „Lieber Gott, heile Oma von ihrer Grippe. Aber komm ihr nicht zu nahe, damit du dich nicht ansteckst.“
Folgt Gott dem Rat der kleinen Cäcilia? Hält er sich von den Menschen fern, um nicht angesteckt zu werden? Kümmert sich Gott überhaupt um die Menschen? Im Evangelium vom Sonntag sagt ja Marta ein wenig vorwurfsvoll zu Jesus: „Herr, wärest du hier gewesen, wäre mein Bruder nicht gestorben.“ Und auch Maria wiederholt diesen Satz. Wenn man Gott brauchen würde, so ist er nicht da. Dieser Vorwurf steht im Raum und wird von Menschen immer wieder erhoben. „Wärest du doch bei mir, um dem Leid, dem Tod, der Not entkommen zu können!“ Wir erfahren oft nicht Gottes heilendes Wirken, wenn wir es brauchen würden. Scheut Gott die Nähe der Menschen?
Es stimmt, Gott ist nicht immer in der Weise da, wie wir es erwarten und wünschen. Es nimmt nicht das Leid, die Not, den Tod von uns, er ist aber bei uns, damit wir all das ertragen und zu einem guten Ende führen können, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so ausschaut. Dies ist kein billiges Ablenken, sondern ein Zugang zum Leben in Fülle. Bei Gott ist nicht die Krankheit, ist nicht der Tod ansteckend, sondern das Leben. Von Gott getrennt zu sein, das bedeutet Tod, mit Gott zu sein, aber Leben, auch wenn es der Tod zu sein scheint.
Jesus, tief bewegt vom Tod seines Freundes Lazarus, ruft den Lazarus aus dem Tod. „Jesus rief mit lauter Stimme: Lazarus, komm heraus!“ So hören wir im Evangelium. Hören wir aber im wirklichen, alltäglichen Leben diesen Ruf, aus unserem Grab herauszukommen? Wir sind oft schon im Leben tot, getrennt von den anderen und von Gott. Diesen Ruf zum Leben zu hören und ihm zu folgen, das erfordert Vertrauen. „Herr, wärest du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben.“
Sowohl Marta als auch Maria sprechen mit diesem Satz ihr Vertrauen in die Leben spendende Kraft Jesu aus. Jetzt, wo er da ist, lebt Lazarus. Gott hat keine Angst sich anzustecken. Wenn Marta zu bedenken gibt: „Herr, er riecht aber schon, denn es ist bereits der vierte Tag.“, so hält das Jesus nicht ab, Lazarus zu sich, in seine Begegnung zu rufen. Und in dieser Begegnung liegt Leben in Fülle.
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