„Es fährt ein Zug nach Nirgendwo“. So lautete der Titel eines Schlagers von Christian Anders in den siebziger Jahren. Ein Mann steigt in den Zug, ziellos, ohne Hoffnung, etwas zu finden, was ihm Halt bieten könnte. Der Mann im Zug bewegt sich immer weiter weg vom geliebten Menschen. Das Glück ist zerbrochen, der Zug fährt und „niemand stellt von grün auf rot“, heißt es im Lied. Es geht also immer weiter weg vom Ort, vom Menschen, der Glück versprach. Dann folgt die anklagende Frage: „Macht es Dir wirklich gar nichts aus, dass unser Glück mit einem Mal zerbricht?“ So die Anklage in diesem Lied, die Anklage eines Verlassenen. Das, was auf Zukunft gerichtet war, ist nun als bittere Vergangenheit ausgelöscht.
Sind nicht auch die Jünger auf dem Weg nach Emmaus auf diesem Weg nach Nirgendwo? Die großen Hoffnungen, die sie in Jesus setzten, sie sind enttäuscht worden. Verwirrung, Ratlosigkeit, es scheint nicht nur, es ist für sie alles aus. Aber die Männer machen sich, wenn auch zweifelnd und verzweifelnd, auf den Weg. Sie lassen sich nicht gefangen nehmen von der Enttäuschung, sondern sie gehen einfach, sie gehen weg vom Ort der enttäuschten Sehnsucht. Wohin, das wissen sie offensichtlich nicht genau. Dass sie sich aber auf den Weg machen, ist Voraussetzung, dass sie auf dem Weg jemandem begegnen können, dass sie einen Weggefährten finden, der aus dem Nirgendwo einen Begegnungsort macht, weil es ihm etwas ausmacht, dass die Menschen nicht zum Glück kommen. In der Enttäuschung muss man heraus aus der Hoffnungslosigkeit, hinaus in die Hoffnung, auch wenn man noch nicht weiß, wohin es geht. Sich auf den Weg zu machen ist Voraussetzung, dass einer mit uns gehen kann. „Gehen wir einmal!“
Ein Zweites ist wichtig, nämlich sich einzulassen auf den, der sich dazugesellt, ihm zuzuhören und sich in ein Gespräch einzulassen. Hören und Reden führen zur Öffnung, etwas anderes wird hereingelassen, die Abkapselung wird aufgebrochen, das Herz beginnt zu brennen in der alten Sehnsucht, die nun neu entfacht wird. Das brennende Herz ist ein Zeichen für das Herausgehen aus sich, ein Zeichen der Öffnung des Blicks in die Zukunft, die verloren schien. Dadurch wird aus dem Nichtziel Emmaus, dem Nirgendwo der Ort der Begegnung, der Gemeinschaft des Brotbrechens, des Mitteilens im Teilen.
Besteht eine unserer Aufgaben nicht darin, uns einzulassen auf diese Begegnung und damit für andere eine und einer zu werden, die und der im Mitgehen Begegnung mit dem Auferstandenen möglich werden lässt?
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