Ein Schäfer hütet in einer einsamen Gegend seine Schafe. Plötzlich hält ein flotter Sportwagen vor ihm, ein junger Mann in modischer Designerkleidung steigt aus und fragt: „Wenn ich errate, wieviel Schafe Sie haben, bekomme ich dann eines?“
Der Schäfer bejaht die Frage. Da beginnt der junge Mann mit allen technischen und digitalen Hilfsmitteln mit hohem mathematischem Aufwand die Zahl der Schafe zu berechnen. Stolz verkündet er das Ergebnis: „Sie haben 1674 Schafe.“
Der Schäfer bestätigt das und fordert den jungen Mann auf, ein Schaf auszusuchen. Der junge Mann macht das und lädt seinen Gewinn in das Auto. Nun stellt der Schäfer dem jungen Mann eine Frage: „Wenn ich ihren Beruf errate, geben Sie mir dann das Schaf zurück?“ Der Gefragte stimmt zu, und der Schäfer sagt wie aus der Pistole geschossen: „Unternehmensberater.“ Auf die Frage, warum er das so schnell erkannt habe, antwortet der Schäfer: „Erstens kommen Sie hierher, obwohl Sie niemand gerufen hat, dann sagen Sie mir etwas, was ich ohnehin weiß, und schließlich haben Sie keine Ahnung davon, was ich tue. Nun geben Sie mir meinen Hund zurück!“
Am Sonntag feiern wir den Guten-Hirten-Sonntag. Der Witz, der auf Unternehmensberater gemünzt ist, kann uns in diesem Zusammenhang so manches auch über den Umgang mit den der oft selbst ernannten Hirten mit den ihnen anvertrauten Schafen sagen. Im Gleichnis sagt Jesus vom guten Hirten, dass er seine Schafe kennt, sie beim Namen ruft. Es liegt ihm nicht nur an der Zahl, sondern am persönlichen Zugang mit jedem einzelnen. „Er ruft die Schafe, die ihm gehören, einzeln beim Namen und führt sie hinaus“ So heißt es im Evangelium. Jesus führt uns aus unseren Ängsten heraus in die Freiheit. Er verwechselt nicht Hund mit Schaf wie der Unternehmensberater. Und von den Schafen heißt es im Gleichnis, dass sie ihm folgen, „denn sie kennen seine Stimme“. Hören und folgen sind also von den Schafen gefragt. Das geht nur in einer sehr engen Beziehung, die über das Zählen hinausgeht.
Ein Mathematiker spaziert mit seinem Freund durch die Steppe. Da erblicken sie eine riesige Herde Schafe. Der Freund drückt sein Erstaunen aus: „Wahnsinn, wie viele das wohl sein mögen?“ Darauf der Mathematiker prompt: „Das sind genau 3746.“ Der Freund möchte natürlich wissen, wie er das so schnell gemacht hat. Die Antwort: „Ist doch gar kein Problem. Einfach die Beine zählen und durch 4 teilen.“ So einfach ist es nicht, wenn man tiefe Beziehung aufbauen will, eine wie der Gute Hirt, der seine Schafe beim Namen kennt.
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