„Euer Herz lasse sich nicht verwirren!“ So hören wir Jesus Christus im Evangelium vom Sonntag. Die Jünger sind aufgewühlt nach all dem, was Jesus angekündigt hat: Einer wird ihn verraten, die gemeinsame Zeit mit den Jüngern geht dem Ende zu, Leiden und Tod warten, also Grund genug, verwirrt zu sein, in Zweifel zu stürzen. Jesus fordert aber die Jünger auf, nicht an den äußerlichen Dingen zu verzweifeln, sondern: „Glaubt an Gott und glaubt an mich!“
Eine ganz andere Szene: Im Wartezimmer eines Nervenarztes führt sich ein Mann wie Napoleon auf. Das wird einem anderen zu viel: „Wer hat Dir eigentlich gesagt, dass Du Napoleon bist?“ Die prompte, unmissverständliche Antwort: „Der allmächtige Gott!“ Da ertönt eine Stimme aus den hinteren Reihen der Wartenden: „Was soll ich gesagt haben?“
Nicht nur in Wartezimmern von Nervenärzten und Psychiatern soll es Menschen geben, die sich überschätzen oder sogar beanspruchen, Gott zu sein. Und es sind nicht wenige, und sie sind oft widersprüchlich. Also an sie glauben? Im Gegenteil: Gerade das kann Menschen verunsichern und in Verwirrung bringen, sie schließlich in Angst und Panik versetzen.
Heute gibt es so vieles, was uns verunsichert, und dies gerade auch deswegen, weil viele vorgeben, genau zu wissen, wie alles geht und gehen sollte. Sie stellen sich als die dar, die die Wahrheit haben. Nach ihrer Aussage sind sie es, die Ziel sind, der Weg braucht nicht mehr gegangen zu werden. Jesus aber sagt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“ Wir sehen uns oft zu schnell bei der Wahrheit und wollen den Weg zu ihr abkürzen. Weil Menschen beanspruchen, die Wahrheit zu haben, weigern sie sich, den Weg zur Wahrheit zu gehen. Dies zeigt sich besonders in unserer schnelllebigen Zeit.
Keine Zeit zu gehen, man ist schon immer da!
Ich war vor kurzem in Santiago de Compostela und traf dort viele Menschen, die den Jakobsweg gehen. Manche erzählten, wie wichtig es für sie ist, sich langsam dem Ziel zu nähern. Sie wollen sich auf dem Weg auf das Ziel, das gar nicht immer religiös ist, vorbereiten. In der langsamen Annäherung liegt die Möglichkeit, besser zu erkennen. In letzter Zeit gehe ich wieder öfter am Sonntag die ca. vier Kilometer zur Kirche zu Fuß.
Es ist etwas anderes, den Weg bedächtig zu gehen als in schnellem Tempo in der Kirche zu sein. Die Unmittelbarkeit kann einen leicht verwirrt machen, mit dem Gehen kann man die Gedanken sammeln, der Wahrheit näherkommen. Christus ist Weg, Wahrheit und Leben und damit Ziel zugleich.
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