„Wofür gehst du auf die Straße?“ Diese Frage stellt sich angesichts von Demonstrationen, Kundgebungen oder Protestmärschen. Was lohnt es, aus dem privaten und geschützten Bereich in die Öffentlichkeit zu gehen, sich zum Teil dem Unverständnis, ja auch den Anfeindungen der Passanten auszusetzen? Es geht in vielen Fällen um entscheidende Punkte, die den Menschen am Herzen liegen, um die Umwelt, um Gerechtigkeit, um Freiheit, Gesundheit und viele andere das Leben bestimmende Ziele. Diese Punkte stellen oft Überlebensbedingungen der Menschen dar. Dafür lohnt es sich, sich in der Öffentlichkeit stark zu machen.
„Wofür gehst du auf die Straße?“ Diese Frage stellt sich uns Christen zu Fronleichnam, wo wir hinausziehen in die Straßen des Ortes, in die Öffentlichkeit. Für viele, die nicht mehr mitgehen und mit dem Fest nur wenig anzufangen wissen, stellt sich diese Frage offensichtlich nicht mehr. Liegt das nicht auch daran, dass wir oft nicht mehr wissen, was wir als Kirche der Welt anzubieten haben? Oder ist die Prozession zu einem bloßen Ritual geworden, das leergelaufen ist. Und manchmal sind die Menschen bei der Prozession auch vom Weg abgekommen, wie mir ein Freund einmal erzählte. Ein behinderter Knecht hatte sich wegen des starken Windes so auf die Fahne, die er trug, konzentriert, dass er einen falschen Weg einschlug. Ein Teil der Menschen folgte ihm, während der andere den traditionellen Weg ging.
Könnte nicht der Blick auf Jesus Christus in all den Beengungen der heutigen Zeit oder das Anbieten von Sinn und Ziel für unsere Welt ein lohnenswertes Ziel sein? Prozession bedeutet ja nicht Anklage der Menschen, sondern Herausforderung, dem Weg zum Leben in Fülle zu folgen. Wie heißt es im Evangelium vom Dreifaltigkeitssonntag: „Gott hat seinen Sohn in die Welt gesandt, nicht dass er sie richte, sondern dass durch ihn die Welt gerettet werde.“ Dem Weg, den Jesus Christus uns gezeigt hat, zu folgen, könnte einen Ausweg in vielen unserer Probleme darstellen. Natürlich wird dieses Ziel nicht sofort erreicht, aber wir sind auf dem Weg zum Ziel, begleitet vom eucharistischen Brot. Fronleichnam ist für uns alle Aufforderung, den Weg trotz mancher Enttäuschungen weiterzugehen.
Ein Seifenfabrikant und ein Pfarrer sind in einer heftigen Diskussion. „Ihr predigt nun schon 2000 Jahre die Abkehr von der Sünde, und die Menschen sündigen noch immer.“ Darauf der Pfarrer: „Es wird schon seit frühesten Zeiten Seife produziert, und die Menschen haben immer noch schmutzige Hälse.“ Wir können uns waschen, und wir können immer wieder den besseren Weg wählen.
Foto: Archiv Kroatisches Vikariat