Ich stehe bei einer dieser seltenen Veranstaltungen in der Firma mit Kollegen zusammen und halte mich an meinem Glas fest. Da fragt mich ein netter Kollege, den ich schon lange nicht gesehen habe: „Wie geht es dir?“ Erfreut über das Interesse beginne ich zu erzählen, wie es mir geht. Wahrheitsgemäß! Ich erzähle vom Stress und meiner Unzufriedenheit mit der Arbeit, aber auch von den erfreulichen Momenten. Bis ich hochblicke und Verständnis für meine Herausforderungen, die ich bis jetzt geschildert habe, in den Augen meines Gesprächspartners suche. Ich schaue auf und blicke in leere Augen, ich erkenne Langeweile, Unverständnis und Überdruss. Verunsichert verstumme ich. Irritiert versuche ich mich zu erinnern. Lautete die Frage nicht: „Wie geht es dir?“ Der Kollege nutzt meine Atempause und verschwindet mit einem dahin geworfenen: „Wir sehen uns.“ Erst viel später dämmert mir, die Frage war gestellt worden, aber nicht gemeint gewesen. Wie konnte ich nur so dumm sein?
Diese kleine Geschichte zeigt, dass mit Fragen nicht immer das Verlangen nach Antworten verbunden ist. Vielmehr geht es mitunter darum, Antworten wegzuschieben, es handelt sich um strategische Fragen, die in ihrer Oberflächlichkeit ein kurzes Ja oder Nein provozieren wollen, aber im Letzten ein tiefergehendes Gespräch abblocken sollen. Manche Fragen sind aber auf der anderen Seite auch schon Antworten, nur noch der Form halber sind sie in Frageform gekleidet, mit anderen soll aber auch nur Zeit gewonnen werden, um im Moment nichts tun zu müssen.
Solches wird von manchen auch dem Arbeitsdokument für die Bischofssynode „Für eine synodale Kirche“ im Oktober dieses Jahres vorgeworfen. Besonders die ins Dokument aufgenommenen Arbeitsblätter enthalten eine Vielzahl von Fragen, von denen manche glauben, sie sollten schon längst beantwortet sein. Sie nehmen dann die Fragen auch nicht mehr ernst, sondern drehen sie in eine Anklage um, dass das in den Fragen Ausgedrückte schon längst hätte verwirklicht sein sollen. „
Die Fragen dürfen keine solchen sein, die etwas wegschieben, sondern es geht darum, dem anderen wirklich zuzuhören, verstehen zu wollen, was er wirklich will und die Bereitschaft zu entwickeln, in einem Gespräch zu Antworten zu kommen, die aus einem ehrlichen Eingehen auf Argumente und Gegenargumente aufbauen. Manchmal wird in Bezug auf Reformforderungen wie Zölibat, Frauendiakonat und Frauenpriestertum oder Leitung von Pfarren durch Laien festgestellt, dass schon alles gesagt ist. Ja, es stimmt, es ist schon vieles gesagt, aber es ist auch vieles gegen die andere Seite vorgebracht und noch nicht gemeinsam gesagt.
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