Ein Ungläubiger kommt zum Rabbi, um mit ihm über Gott zu diskutieren. Der Gelehrte sagt nur einen Satz: „Bedenke, Freund, es wäre wahr.“ Wenn wir heute von Gott reden, gehen wir meist von einer Wirklichkeit ohne Gott aus. Dabei verhalten wir uns oft wie Blinde, die ein Schild mit der Aufschrift „Ich glaube nur, was ich sehe!“ herumtragen. In dieser Wirklichkeit ist Gott nicht vorhanden.
Im Evangelium vom Sonntag findet sich zweimal das Wort Evangelium, wenn es heißt, dass Jesus auftritt mit dem Anspruch, das Evangelium zu verkünden, und die Menschen auffordert, das Evangelium zu glauben. Dieses Wort Evangelium wurde zur Zeit Jesu von den Herrschern gebraucht, die römischen Kaiser traten mit der Botschaft an, Erlöser der Welt zu sein.
Dieses Wort wird nun von Markus aufgegriffen, um zu verkünden: Das, was von den Kaisern zu Unrecht beansprucht wird, das ist das Programm Jesu, nämlich die Welt grundsätzlich zum Guten hin zu verändern. Dabei ist diese Botschaft nicht nur schöne, gute Nachricht, sondern wirkmächtig, sie bewirkt etwas.
Warum soll nun diese Botschaft Jesu glaubwürdiger sein als die der machtvollen Kaiser, die damals fast die ganze Welt beherrschten? Ist das Ganze nicht nur ein fauler Zauber? Merken wir etwas von der wirkmächtigen Anwesenheit Gottes? Und erhebt sich dabei nicht folgende Frage: Hänschen hat sich die Hand aufgerissen. Seine Mutter tröstet ihn: „Der liebe Gott heilt das ganz schnell.“ Da meint der Junge: „Muss ich rauf, oder kommt er runter?“
Zu Weihnachten kam Gott runter, aber bewirkt das etwas? Ist die Wirkung nicht die eines leeren Blattes, auf das man auf die Vorder- und Hinterseite die Aufforderung: „Bitte umdrehen!“ schreibt?
Evangelium bedeutet nun nicht, das Blatt dauernd umzudrehen und dabei nichts zu lösen, also leeres Wort. Es bedeutet vielmehr, dass wir einen Bezugspunkt angeboten bekommen, der uns hinausblicken lässt über das, was uns jetzt gefangen hält, auf Gott hin, der uns hinausführt.
Das Letzte ist nicht diese Wirklichkeit von Corona. Der Ausgang vom Denken, dass es Gott gibt, führt uns zur Gelassenheit, die richtig erkennen und richtig handeln lassen kann. Das, was als das Letzte erscheint, ist es nicht, und wir können uns einsetzen für das, was uns hinausführen kann, nüchtern und nicht so krampfhaft, wie wir es oft versuchen.
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