Draußen vor dem Haus sitzt der Großvater mit seinem Enkel, der gerade an der Universität in Wien sein Diplom gemacht hat, und beide sprechen miteinander. In diesem Moment kommt ein Rabe dahergeflogen und setzt sich auf den Baum.
Der Großvater fragt seinen Enkel: „Was ist das?“ Der Enkel antwortet: „Ein Rabe.“ Nach einer kurzen Weile fragt der Großvater wieder: „Was ist das?“ Darauf der Enkel: „Ein Rabe!“ Es verging nur eine kurze Zeit und der Großvater fragte wieder: „Was ist das?“ - Der Enkel, schon gereizt, antwortet: „Ich habe dir doch schon gesagt, dass das ein Rabe ist!“ Eine kleine Weile redete der Großvater nicht viel, aber zum Schluss fragte er wieder: „Was ist das?“ – Diesmal wurde der Enkel sehr böse und sagte grob und laut: „Opa, du fragst mich dauernd ein und dasselbe. Das ist ein Rabe. Kannst du das wirklich nicht verstehen?“
Der Großvater stand auf, ging in sein Haus und brachte ein altes Tagebuch, in dem stand geschrieben: „Heute ist mein kleiner Enkel mit mir vor dem Haus gesessen. Ein Rabe kam dahergeflogen und er fragte ich 25 Mal: ‚Was ist das?’ Und ich habe 25 Mal geantwortet, dass das ein Rabe ist! Als du klein warst, hast du mir 25 Mal diese Frage gestellt und ich habe dir jedes Mal geantwortet. Heute, da ich dich nur 5 Mal das gleiche frage, bist du genervt, böse und streng zu deinem Großvater.“
Schon der Prophet Jesus Sirach sagte: „Kind, nimm dich deines Vaters im Alter an und kränke ihn nicht, solange er lebt! Wenn er an Verstand nachlässt, übe Nachsicht und verachte ihn nicht in deiner ganzen Kraft!“ (Sir 3,12-13)
Ein Baum, von der Wurzel getrennt ist, wächst nicht. Deshalb vergessen wir nicht unsere Wurzeln und nichts, was uns unsere Eltern, aber auch Großeltern gelehrt haben. Papst Franziskus hat am 31. Januar dieses Jahres im Vatikan einen Tag, der den Großeltern gewidmet sein wird, ausgerufen.
Gefeiert wird dieser Tag am 4. Sonntag im Juli, um den Gedenktag der hl. Joachim und Anna, der Großeltern Jesu. Der Papst betonte dabei, dass Kinder und Alte die Zukunft eines Volkes aufbauen. Kinder sind Überträger der Geschichte, und die Alten geben ihnen die Weisheit und Lebenserfahrung weiter. Die Jugend ist aufgerufen, neue Türen aufzuschlagen, und die Alten haben die Schlüssel dazu. Es gibt keine Zukunft ohne Begegnung zwischen Alt und Jung.
Der Ort der Begegnung zwischen Kindern und Großeltern sind für Papst Franziskus ihre Träume. Gerade diese Träume sind aber Visionen der Zukunft. Und wer, wenn nicht die Jugend, wird die Träume ihrer Eltern übernehmen und weitertragen? Das ist gerade jene Zeit, die Wirklichkeit werden kann.