In Zeiten des Zurückfahrens des öffentlichen Lebens droht alles gleich zu werden: keine Feiern, keine Höhepunkte, keine Treffen, die Einschnitte bedeuten. Dies geht so weit, dass es uns zum Teil schwerfällt zu sagen, welcher Tag heute ist, welches Datum wir haben. Alles ist so ununterscheidbar. Dazu trägt bei, dass der Fasching weitgehend ausfällt. Mit Ostern haben wir aber einen Blickpunkt, dass alles besser werden kann. Dazu müssen wir aber davon wegkommen, dass wir unseren Blick nur auf die gegenwärtige Situation richten, uns nur auf die gegenwärtige Abschließung konzentrieren. Es bedarf bei allem Ernstnehmen der Situation des Blickes darüber hinaus.
Humor und Witz können den Blick über die Beengungen von heute hinauslenken. Witz kommt ja vom lateinischen Wort videre, sehen, und bedeutet, auch dort zu sehen, wo es vielleicht nichts zu geben scheint, das man sehen könnte. Dies führt dann zur Bedeutung geistreich, über die Situation hinausschauen können, um neue Öffnungen zu sehen. Humor ist die Fähigkeit, Distanz zu einer Sache zu finden und sich von ihr nicht überwältigen zu lassen.
Der Arzt kommt mit den Coronavirus-Testergebnissen zurück und fragt den Patienten, ob er zuerst die gute oder die schlechte Nachricht hören möchte. Der Patient will zuerst die schlechte hören. Der Arzt sagt: „Sie haben das Coronavirus.” „Und wie lautet die gute Nachricht?”, fragt der Patient. Der Arzt mit beseeltem Blick: „Ich habe mich gestern verlobt.“
Witz bedeutet einen raffinierten Gebrauch des Verstandes, die Fähigkeit, überraschende Zusammenhänge herzustellen und dadurch die Situation, die sich als übermächtig darstellt, zu entkrampfen. Witz bedeutet ja auch die Fähigkeit, zwischen verschiedenen Dingen Ähnlichkeiten festzustellen und damit eine Entspannung zu erreichen. Auch der Aussätzige im Evangelium hat Witz: „Wenn du willst, kannst du mich rein machen!“
So sagt er ein wenig herausfordernd in seiner offenbar aussichtslosen Situation zu Jesus, um ihn zu rühren. Und Jesus beweist Humor, nun aber nicht so, dass er ablenkt vom Leid dessen, der ihm gegenübersteht. Im Gegenteil, er berührt den, der ausgesetzt ist und den niemand berühren darf. Und die Berührung heilt. Wenn Berührung in dieser Zeit in vielen Fällen nicht erlaubt ist, Gott hat Witz genug, auch in physischer Distanz Gelegenheit zur Berührung des Menschen zu finden.
Gott nimmt die Lage des Menschen ernst, kann aber über sie hinausblicken und damit Hoffnung geben.
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