„Die Knöpfe meiner Weste halten sich perfekt an die Corona-Vorschriften, sie haben die Vergrößerung des Mindestabstandes zum anderen mitgemacht.“
So sagt einer, dem die Zeit der Einschränkungen des gesellschaftlichen Lebens, nicht aber der Nahrungsaufnahme doch ein wenig zugesetzt hat und so die Kleidung an die Grenzen ihrer Möglichkeiten brachte.
Aber es ist nicht nur die Figur, die uns entgleitet, unser Leben insgesamt ist aus den Fugen geraten. So vieles stürzt auf uns ein und trifft uns gerade in den Beschränkungen dann hart. Wir sind auf den Augenblick festgelegt und leben zum Teil ohne Perspektive dahin. Dies bringt unser Leben insgesamt aus der Form.
Auch wenn wir es nicht merken, weil der Alltag von Corona oft so unterschiedslos dahinläuft, wir stehen in der Fastenzeit. Diese Zeit bedeutet für uns eine Aufforderung, einen Einschnitt zu machen, um unser Leben wieder in die rechte Bahn zu bringen. Wir brauchen dieses bewusste Hinschauen und die darauf folgende Umkehr. Es zeigt sich nämlich die Versuchung, im immer Gleichen zu verbleiben, unentschieden sein Leben zu führen, jede Anfechtung zu meiden oder einfach auszubrechen in die alte Normalität. Damit übersieht man dann die größte Anfechtung, nämlich die, sich nicht herausfordern zu lassen.
Im Evangelium vom ersten Fastensonntag erfahren wir, dass Jesus in die Wüste geführt wird. Wüste bedeutet vieles: Entbehrung, Kampf ums Überleben, aber auch die Möglichkeit, zu sich zu kommen, sich der Entscheidung auszusetzen, einmal darauf zu achten, was wirklich zählt. Natürlich gibt es auch die Verführung der Fata Morgana, des Wahngebildes, der Vortäuschung eines bequemen Lebens angesichts der Beschränkungen, die schwer auszuhalten sind.
Die Wüste ist für Jesus der Ort der bewussten Entscheidung für ein Leben, das zum Ziel, zu dem, was im Evangelium das Reich Gottes genannt wird, führt. In der Kargheit und Nacktheit der Wüste tut sich auch für Jesus die Versuchung auf, der Widersacher, der ihn vom Weg abbringen will, tritt an ihn heran.
Im Markusevangelium wird diese Versuchung nicht konkret gemacht als eine Versuchung zur Macht oder zum vordergründig schönen Leben, sondern sie stellt sich dar als Verführung, den Weg, für den er in die Welt gekommen ist, das Reich Gottes zu verkünden, nicht zu gehen. Die Wüste kann uns das bewusst machen, indem sie nicht nur das Wachstum des Abstands zwischen den Knöpfen stoppt, sondern unserem Leben auf dieses Ziel des Reiches Gottes hinordnet.