Die vielen Menschen bei der Segnung der Palmzweige, die Blasmusik bei der Palmprozession, die geschmückten Palmzweige, der Palmsonntag ist eines der Feste, an denen wir in die Öffentlichkeit gehen, zeigen, dass uns die Gestaltung der Welt mit Jesus Christus ein wichtiges Anliegen ist.
Auch wenn heuer der Palmsonntag noch schaumgebremst, was die Großveranstaltung betrifft, ablaufen muss, so ist es trotzdem ein Zeichen des Lebens und damit auch der Hoffnung, wenn wir dieses Fest feiern. In der Zeit des erwachenden Lebens in der Natur gilt es, das Leben zu feiern, das Leben des einzelnen und der Gesellschaft. Christentum strebt nach außen, um sich einzubringen auch in einer Zeit, wo vieles gebremst ist, wo wir uns teilweise auf uns zurückzuziehen drohen.
Das Christentum zielt ja mitten ins Herz der Welt. In der Menschwerdung Jesu Christi wird deutlich, dass Gott diese Welt liebt, im Geheimnis von Tod und Auferstehung tritt klar zutage, dass Gott ein Gott des Lebens ist. Damit tragen wir Christen auch Verantwortung dafür, dass sich gutes Leben für alle in unserer Gesellschaft verwirklichen kann. Im Feiern findet ja das Leben einen Höhepunkt, es zeigt sich hier in seiner reinen Form. Feiern ist geprägt von Fülle und Überfülle. Im Feiern streben wir nach außen, in die Gassen Jerusalems, dort, wo die Hosianna-Rufe erschallen.
Palmsonntag, das Fest der Weite des Außen, führt es aber nicht in die Enge von Jerusalem, dorthin, wo Jesus der Tod erwartet, der auch ihn in die letzte Enge führt? Wir suchen Erklärungen, wie es zu diesen Beengungen kommen kann. Menschen, die es immer schon wussten, dass unsere Art des Lebens in die Enge führen muss, sie erleben eine Hochkonjunktur. Manche wissen nicht nur, warum es zu dieser Krise kam, sondern auch genau, wie herauszukommen ist. Sie wissen zu viel, weil sie vom Palmsonntag direkt in die Auferstehung gehen wollen, den Karfreitag nicht ernst nehmen.
Der Palmsonntag zeigt uns, dass der Durchbruch zum wahren Leben auch den Gang durch die Tiefen des Lebens nehmen muss. Wenn wir formulieren: „Wir feiern Tod und Auferstehung unseres Erlösers“, so zeigen wir damit, das das Leben als Ganzes, auch mit seinen Tiefen, nach Erlösung strebt. Es zeigt aber auch, dass wir den Weg nicht abkürzen dürfen, vom Palmsonntag direkt zum Ostersonntag. Damit wahres Ostern gefeiert werden kann, bedarf es des Durchlebens auch der Karwoche. Wenn Gott mit uns ist, wird auch aus Rückzug, Leiden und Tod Leben, und zwar Leben in Fülle.