Ein Mann liegt im Sterben. Ein Priester versucht den Glauben des schon schwer Atmenden zu festigen.
Mit gequältem Lächeln wendet sich der Mann an seine Frau und fragt sie: „Muss man das glauben?“ Die Frau beschwört Ihn: „Ja, das muss man glauben!“ Der Sterbende schließt die Augen: „Also gut: Glauben wir´s!“
Dieses „Glauben wir´s!“ klingt so nach etwas, was dem Menschen aufgezwungen wird. Ist es Ausdruck dafür, dass man sich geschlagen gibt und aufgibt, sich dagegen zu wehren? Der Glaube wird oft als ein Opfer der Vernunft betrachtet, man ist nicht überzeugt, aber wenn es sein muss!
Zu Ostern gab der deutsche Arzt und Theologe Bernd Deininger, Chefarzt im Krankenhaus Martha Maria in Nürnberg, ein Interview in der Wochenzeitung „Die Zeit“. Er wurde danach gefragt, was Glaube für ihn bedeute. Mit dem Philosophen Martin Heidegger sieht er den Glauben als „innere Heiterkeit“. Wörtlich fährt er fort: „Mich stimmt der Glaube, dass mein Dasein Sinn hat, heiter und gelassen. Das hilft mir, in der Pandemie Verantwortung zu tragen.
Das gibt mir Trost, wenn ich untröstlich bin.“ Ist das nicht ein ganz anderes Bild vom Glauben: Glaube, der uns trägt, und nicht einer, den wir ertragen? Der Glaube an den lebensspendenden Gott nimmt uns hinein in den großen Zusammenhang, er bildet das Vertrauen, das uns leben lässt, er spannt ein Netz aus, das uns hält, wenn wir zu fallen drohen.
Wenn wir am Sonntag das Evangelium vom guten Hirten hören, der sein Leben für die Schafe dahingibt, dann wird davon etwas vom Grund dieses Glaubens sichtbar. Der gute Hirt nimmt das Schaf an so, wie es ist, auch mit den dunklen Seiten, den Ängsten. Weiter heißt es im Evangelium, dass der Hirte die Seinen kennt. Wenn wir uns selbst oft nicht mehr verstehen, Gott tut es.
Dieses „Glauben wir´s“ ist in diesem Zusammenhang dann keine Resignation, kein Rückzug ins Ungewisse. Im Gegenteil: Es ist eine Stärkung, ein Hineinnehmen in einen Weg zum Ziel. Dieses Ziel hat uns Jesus zu Ostern in seinem Auferstehen gezeigt: Dort geht es hin und nicht in den Tod. Der Arzt Deininger meint, dass der Glaube ein Fehlverhalten des Menschen nicht ungeschehen macht, „aber er hilft mir, einzugestehen, dass ich an meine Grenzen gestoßen bin“.
Daraus entsteht nach ihm der Trost, „dass wir fehlbar und doch von Gott geliebt sind“, ein Trost, der dem Glauben entspringt und trägt. Wahrhaft tröstlich, in diesen Sinnzusammenhang hineingenommen zu sein.