Es war ein Fest geschwisterlicher Nähe trotz notwendiger körperlicher Distanz: die Feier von 100 Jahre Burgenland und 60 Jahre Diözese Eisenstadt.
Es war ein Fest des Zusammenseins in Vielfalt und gegenseitiger Bereicherung. Die Vielfalt der Volksgruppen, der Sprachen, der Musiktraditionen, der Konfessionen führte zu einer schöpferischen Einheit. Bezeichnenderweise war es ja der Pfingstmontag, der Tag nach dem Fest der Herabkunft des Geistes, der zu dieser Einheit führt in der Hebung der Talente und Besonderheiten der verschiedenen Gruppen und aller Einzelnen, aber auf Einheit hin.
Ohne diese Einheit in Vielfalt hätte das Burgenland nicht jene Entwicklung nehmen können, die zur heutigen Stellung einer Brücke zwischen Sprachen, Kulturen und Traditionen, zwischen politischen Interessensräumen und kirchlichen Entwicklungen führte.
Es war Mut machend und Hoffnung inspirierend, als Bischof Ägidius den Landsleuten der kroatischen und ungarischen Volksgruppen und der der Roma in ihren Sprachen zu verstehen gab, welch wichtige Rolle sie in der Aufrechterhaltung ihrer Traditionen für die Einheit des Burgenlandes bilden.
So forderte er die Volksgruppen auf, sich einzubringen in eine dynamische Einheit, wenn er sagte: „Liebe Landsleute der kroatischen, ungarischen Volksgruppe und der Volksgruppe der Roma: Schämt euch nicht, euren Glauben, eure Muttersprache und Kultur in euren Familien, Pfarren, Schulen, Vereinen und Gemeinden zu pflegen. Gott hat euch ein besonderes Talent anvertraut, vergrabt es nicht, verschließt euch nicht, sondern gebt es weiter an eure Kinder und bereichert damit euer Leben, die Kirche, unser Land, Europa und die Welt!“
Es sind wahrhaft Gottes Geschenke, die weitergegeben werden müssen, damit eine Identität der Offenheit geschaffen werden kann, die nicht nur sich sieht, sondern sich und die Mitlebenden im Ganzen. Ich saß auf meinem Sessel im Abstand zu den neben mir Sitzenden. Dieser Abstand war aber bald überbrückt im gemeinsamen Gebet und Gesang, die Abstände zeigten sich symbolisch als die Bewahrung der Eigenheiten und ihre Vermittlung in die lebendige Vielfalt.
In einer Welt, in der man alles so eindeutig halten will, dass Mehrdeutigkeiten und Verschiedenheiten ausgeschlossen werden, ist es schön, lebendige Vielfalt zu erleben, eine Vielfalt, die dem Leben gerecht wird und jene Offenheiten anzeigt, die wir brauchen, um mehr Mensch zu werden. Es ist wichtig, sich über die Anderen zu bestimmen und jene offenen Perspektiven zu erleben, die uns über uns hinauswachsen lassen. Gottes Segen, Burgenland!