Ein berühmter Theologe stirbt. Er kommt zur Himmelstür, dort eine lange Warteschlange. An dieser wird der Mann von Petrus vorbeigeführt und direkt in den himmlischen Thronsaal geleitet.
Die Engel, die Dienst haben, sind erstaunt und fragen Petrus, warum dieser Mann eine solche Sonderbehandlung genieße. Petrus berichtet, dass Gott den Dogmatiker mit den Worten empfangen habe: „Es freut mich, endlich dem Mann von Angesicht zu Angesicht gegenübertreten zu können, der so viele Dinge über mich herausgefunden hat, die nicht einmal ich selbst weiß!“
Es ist nicht leicht, sich von dem, was über uns hinausgeht, ein richtiges Bild zu machen. Trifft das Bild, das wir uns von Gott machen, immer die Wirklichkeit, oder bildet es nicht oft nur unsere Wünsche und Sehnsüchte ab? Ist all das, was wir von Gott zu wissen glauben, nicht nur Konstruktion? Und halten uns nicht oft die Bilder, die wir uns von Gott machen, davon ab, ihm wirklich zu begegnen? Da ist es gut, wenn wir Menschen haben, die sich ausdrücklich mit dem beschäftigen, was nicht unmittelbar zu sehen ist.
Es gibt uns Kraft, wenn wir Menschen haben, die uns über uns selbst hinausführen, um Gott nicht nur von uns aus zu sehen, um auch einen anderen Blick zu bekommen.
Priester können solche Menschen sein. Wenn um diese Zeit um den Festtag von Peter und Paul herum Priesterweihen stattfinden, so ist es gut, darüber nachzudenken, was wir an diesen Menschen haben und warum wir sie brauchen. Aus ihrer Begegnung mit Gott heraus können sie uns Begleiter sein in den verschiedensten Situationen unseres Lebens.
Die Kinder sind mit ihrer Lehrerin in der Kirche, um sie kennen und verstehen zu lernen. So besichtigen sie auch die Orgel. Die Lehrerin fragt, wer wisse, was es mit den weißen und schwarzen Tasten auf sich habe. Ein Kleiner antwortet: „Die weißen Tasten sind für die Hochzeiten, die schwarzen für die Begräbnisse.“
Unser Leben ist nicht schwarz-weiß zu sehen, sondern eine Komposition, die aus schwarz und weiß und aus verschiedensten Zwischentönen besteht. Um diese Komposition Gottes in den verschiedenen Akten verstehen zu können, brauchen wir Hinführung und Begleitung.
Aus der persönlichen Erfahrung der Berufung und der Begegnung mit Gott können uns Priester Begleiter in den verschiedenen Lebensphasen sein, damit sie auf Gott hin geöffnet und damit besser verstanden werden können. Durch die direkte Begegnung kann die Theorie durch die Erfahrung vertieft werden, damit wir Gott erfahren können, wie er ist.