Wir sind in jenem Monat, in dem auf der ganzen Welt Priesterweihen gehalten und Primizmessen der Neugeweihten gefeiert werden. In dieser meiner Kolumne möchte ich über den Priesterberuf nachdenken.
Es ist interessant: wenn über geistliche Berufe gesprochen wird, überwiegt bei den Gläubigen der Wunsch nach einem guten Priester und, dass jede Pfarre einen eigenen Priester haben möchte. Es wird der beste Pfarrer erwartet, aber ob ich für ihn bete und die geistlichen Berufe fördere, das ist nicht so wichtig.
Deshalb sagt der Apostel Paulus: “Seht doch auf eure Berufung, Brüder und Schwestern! Da sind nicht viele Weise im irdischen Sinn, nicht viele Mächtige, nicht viele Vornehme, sondern das Törichte in der Welt hat Gott erwählt, um die Weisen zuschanden zu machen, und das Schwache in der Welt hat Gott erwählt, um das Starke zuschanden zu machen. Und das Niedrige in der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt: das, was nichts ist, um das, was etwas ist, zu vernichten, damit kein Mensch sich rühmen kann vor Gott.” (1 Kor 1,26-29).
Jesus beruft jene, die er will, und es ist keine Frage, was Jesus in den Berufenen gesehen hat, in mir oder einem anderen Priester. Er sah genug Qualitäten, sodass jeder die Erwartung Gottes erfüllen kann. Aber das bedeutet nicht, dass jeder Priester auch Jesu Erwartungen erfüllen wird, das ist eine Berufung in der Hoffnung. Gott setzt seine Hoffnung in die Berufenen, aber der Berufene kann auch zur Enttäuschung für Gott werden.
Als Petrus die Frage stellte: “Wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt. Was werden wir dafür bekommen?”- bekam er keine eindeutige Antwort, denn die Frage war Jesus nicht sympathisch, die richtige Fragestellung müsste sein: was muss ich anderen geben? Wenn ich die eigenen Interessen suche, dann ist die Berufung zum Scheitern verurteilt. Jesus sagt: ihr werdet das Hundertfache dafür empfangen, wenn ihr bereit seid in der Berufung die Verfolgung, die Erniedrigung, die Enttäuschung, das Unverständnis, die Verurteilung anzunehmen. Die Berufung zum Priester kann man nur im Glauben annehmen.
Alle Nöte und Erniedrigungen dieser Welt werden ihn nicht zerbrechen, wenn er Glauben hat. Wenn ich keinen Glauben habe, wenn ich Sicherheit will, dann werde ich zur Enttäuschung für Gott.
Nehmen wir unsere priesterliche Berufung in der Freude und im Glauben an und werden wir zur Hoffnung für Gott.