Viele Menschen träumen von einem Urlaub wie früher: unbeschränkte Reisefreiheit, keine Vorsichtsmaßnahmen, die eingehalten werden müssen, Sonne, Baden, die Seele baumeln lassen. Freizeit und Freiheit stehen in den Träumen im Mittelpunkt.
Ein Kabarettist sagte in den Zeiten, wo man in den eigenen vier Wänden bleiben musste: „Wenn alles das mit Corona vorbei ist, dann mache ich mir einige gemütliche Tage zuhause.“ Das klingt widersinnig, bringt aber durchaus einen wichtigen Punkt zur Sprache: Wir wollen die Freiheit haben, zuhause zu bleiben, aber nicht dazu gezwungen werden.
Ein Zwangsurlaub ist eben kein Urlaub, weggesperrt zu werden, ist eben nicht Freiheit, auch wenn man alles tun kann, was man will.
Aber geben wir uns nicht auch im Urlaub mitunter Vorgaben, die diesen nicht zur Freiheit machen, sondern zum Zwang? Das muss ich noch anschauen, die Sonne und das Meer unbedingt noch ein paar Stunden genießen, das muss man noch haben. Aber ist es ein Genuss, wenn man sich unter Zwang setzt, etwas zu genießen? Wir begeben uns oft in einen Selbstzwang, und es fällt uns schwer, einmal nichts zu tun.
Es muss ja nicht unbedingt so sein wie in folgendem Witz: „In diesem Jahr werde ich im Urlaub nichts tun. Die erste Woche werde ich mich nur im Schaukelstuhl entspannen.“ So der Vorsatz eines Mannes, der in Urlaub geht. Die Frage seines Freundes: „Ja, und in der zweiten Woche?“ Die Antwort: „Dann werde ich eventuell ein wenig schaukeln.“
Viele hätten ein großes Problem damit, nichts zu tun, aber es ist befreiend, sich aus dem Zwang, unbedingt noch das und das tun zu müssen, zu nehmen. Nichts zu tun ist aber auch etwas anderes als zu glauben, alles selber machen zu müssen.
Die Religionslehrerin fragt: „Was ist die Erbsünde?“ Der kleine Karl antwortet: „Das ist die Sünde, die wir nicht mehr zu begehen brauchen, weil dies bereits Adam für uns getan hat.“ Was in Bezug auf die Sünde nicht so positiv sein muss, in vielen Punkten ist es aber gut zu wissen, dass wir nicht alles selbst zu tun brauchen. Freiheit kann auch heißen, sich dem Leistungsdruck zu entziehen, einmal die Welt sein zu lassen, wie sie ist, und selbst einmal die Seele baumeln zu lassen, weil ein Anderer für uns da ist.
Und übrigens ist es gerade in unseren Zeiten nicht immer gut zu glauben, alles genießen zu müssen. Sonst könnte es nach dem Urlaub auf die Frage: „Was war das Beste an Deinem Urlaub?“ heißen: „Als ich aus der Quarantäne entlassen wurde.“