Es ist nicht immer leicht, sich verständlich zu machen. Wie wir am vorigen Sonntag im Evangelium gehört haben, sind es oft leere Rituale und oberflächliches Festhalten an Geboten und Verboten, die das Verstehen be- und auch verhindern.
Aber es ist auch der Rückzug auf das Innere, auf uns selbst, sei es durch Krankheit, sei es durch eine selbst verursachte Absonderung, der es uns schwer macht, in Verbindung zu treten, zu verstehen und verstanden zu werden.
An diesem Sonntag wird uns die bekannte Szene aus dem Evangelium vor Augen geführt: Ein Taubstummer, einer, dessen Kontakt zur Umwelt stark eingeengt ist, wird zu Jesus gebracht. Er hört nicht, was andere sagen, und kann sich auch nur schwer verständlich machen. Es ist ein trauriges Schicksal, das den Menschen auf sich selbst zurückverweist, ihn zum Teil von seiner Umwelt abschließt. Aber es ist nicht immer nur Schicksal, wenn Menschen auf sich selbst zurückgeworfen sind, oft ist es auch ein selbstgewählter oder selbstverschuldeter Rückzug von anderen.
Manche Menschen sind sich selbst genug, verschlossen in sich.
Zwei Beispiele:
Bei einer Straßenkontrolle fordert der Polizist den angehaltenen Mann auf, sich auszuweisen, „sich zu identifizieren“. Der Mann kramt einen Spiegel aus der Tasche hervor, blickt auf sein Spiegelbild und sagt: „Ja, ich bin's.“ Eben, wie ich mich sehe!
„Was würden Ihre Freunde sagen, was Ihre größte Schwäche ist?“, fragt der Journalist. Die Antwort: „Ich habe keine.“ Der Reporter bohrt weiter: „Ach, kommen Sie, jeder hat doch welche!“ Darauf die enthüllende Antwort: „Ich habe keine Freunde.“ Keine Freunde haben, bedeutet seine Fehler nicht zu erkennen.
Beim heiligen Augustinus gibt es den Begriff „homo incurvatus in se“, der den auf sich selbst zurückgebogenen Menschen bezeichnet, der andere und Gott nicht wahrnimmt und nur mit sich selbst im Gespräch ist, alles auf sich selbst bezieht. Nach Augustinus besteht darin das Wesen der Sünde. Der Mensch wird durch den alleinigen Rückbezug auf sich seines aufrechtes Ganges beraubt, er wird verbogen und verkrümmt.
Das Wort Jesu „Effata, öffne dich!“ lässt den taubstummen Mann hören und richtig reden, aus seiner Zurückgeworfenheit auf sich ausbrechen und wieder in Beziehung zu anderen kommen, auch zu Gott. Seine Isolation wird aufgelöst, er kann kommunizieren, mit anderen und Gott in Beziehung treten und sich so auf das Gemeinsame stützen. Auch zu uns ist das Wort Effata gesprochen.