„Die Pandemie hat gezeigt, wie verwundbar wir sind und wie sehr wir alle miteinander verbunden sind. Wenn wir nicht füreinander Sorge tragen, begonnen bei den Geringsten, bei jenen, die am meisten betroffen sind, einschließlich der Schöpfung, dann können wir die Welt nicht heilen.“
So Papst Franziskus. Angesichts der gegenwärtigen, erkennbaren Spaltungen in der Gesellschaft ist es notwendig, dass alle den Blick auf das Gemeinsame und die Verantwortung füreinander richten.
Zu Schulbeginn gilt es etwa, auf die Schüler zu schauen, die besonders herausgefordert sind.
Wenn jeder nur sich selbst sieht und seine Sicht zur einzig richtigen erklärt, dann kann sich keine gemeinsame Basis entwickeln. Spaltungen und Klüfte in der Gesellschaft sind dann die logische Folge. Wenn jeder nur von sich aus die Entwicklung betrachtet und nur für sich Sorge trägt, dann kommt es zum Nebeneinander und Gegeneinander.
Die gemeinsamen Bezugspunkte gehen verloren, wenn jeder davon ausgeht, zu 100 Prozent recht zu haben. Das führt dann dazu, dass alles, was der andere für richtig hält, als Unsinn oder Verschwörung abgetan wird. Wir brauchen den Blick auf das Gemeinsame, um zusammen die bessere Lösung nicht nur zu finden, sondern auch umzusetzen. An dieses Gemeinsame müssen wir uns herantasten.
Ein Ehepaar beim Einkaufen in einem Supermarkt: Die Ehepartner verlieren sich, und die beiden überlegen, wo sie hingehen sollen, um aufeinander zu warten. Dabei genügt es nicht, dass sich beispielsweise der Ehemann fragt, wohin seine Frau wahrscheinlich gehen wird. Diese wird nämlich zu diesem Punkt gehen, von dem sie sich vorstellt, dass ihr Mann hingehen wird.
Der Ehemann richtet sich also nicht nur nach dem, was er an ihrer Stelle tun würde, sondern auch nach dem, von dem sie sich vorstellt, dass er tun würde. Die Abstimmung unter unsicheren Umständen ist sehr schwierig.
Um hier zu einer guten Entscheidung zu kommen, ist es wichtig, dass man sich schon vorher eine gute gemeinsame Basis geschaffen hat. Das ist sehr oft eine sensible Angelegenheit, die viel Einfühlungsvermögen auf beiden Seiten erfordert.
Dieses Einfühlungsvermögen brauchen wir heute, um die Kluft zu schließen, die sich in unserer Gesellschaft auftut. Vielleicht ist es ein guter Ausgangspunkt, wenn wir bei denen ansetzen, die am schwächsten sind und unsere Sorge am meisten brauchen. Im Blick über uns hinaus können wir die Herausforderungen vielleicht besser bewältigen.