Eines Tages rief mich der Herr. Ich sagte: Herr, ich werde Dir helfen, aber nicht gleich, denn ich habe viele Termine.
- Gut, aber wo finde ich jemanden, der bereit ist? Ich dachte, dass ich deinen Namen auf der Liste der Bereitwilligen gesehen hätte? - fragte der Herr.
- Herr, das war die Bitte im Vorjahr, aber seit damals hat sich viel geändert.
- Was hat sich geändert? - fragte der Herr.
- Nun, ich arbeite an meiner Doktorarbeit und viele Menschen brauchen mich, auch die Kinder in der Schule erwarten, dass ich immer für sie da bin.
- Gut, ich sehe, dass du beschäftigt bist und gehe eben, aber wir werden wieder darüber reden.
So vergingen Tage, Wochen und Monate, und ich erfüllte meine täglichen Pflichten.
Einmal am Abend erhielt ich einen Telefonanruf aus dem Krankenhaus. Mein Vater hatte einen schrecklichen Unfall und befand sich in kritischem Zustand. Ich ließ alles liegen und stehen und eilte in das Krankenhaus, wo ich meinen Vater vorfand, der um sein Leben rang. Sofort begann ich zu beten: Herr, lass ihn noch nicht sterben, unsere Familie braucht ihn noch.
Aber mein Gebet hallte von den Wänden und kehrte in meine eigenen Ohren zurück. Am Morgen verließ ich das Krankenhaus müde und voll Sorge.
In der Schule wollte ich reden, aber die Worte blieben im Hals stecken. Ich begann neuerlich zu beten. Ich betete noch intensiver, aber ich hörte nur die Worte meines Gebetes. Ich war zornig auf Gott, denn ich konnte ihn nicht finden, als ich ihn brauchte. Ich fiel in Verzweiflung und Trauer. Gerade jetzt hörte ich, dass mich jemand rief.
- Herr, ist Du es?
- Ja, ich bin es. Hast du ein wenig Zeit? Ich dachte, wir könnten ein wenig reden über …
Anstatt zu warten und Seine Frage anzuhören, begann ich, so zornig und aggressiv wie ich war, zu schreien: Wo warst Du heute, als ich Dich brauchte? Auch gestern am Abend konnte ich Dich nicht finden, ich rief Dich an, ich schrie zu Dir.
Der Herr unterbrach mich in meinem dummen Gerede: Mein Kind, ich habe mich entschlossen deinen Vater gehen zu lassen, damit er ein wenig ausruht, damit du Zeit für mich hast. Denn mehr als deine Familie und deine Schule brauche Ich dich.
Da begann ich zu weinen. Ich erinnerte ich mich an mein Gebet und meinen Wunsch, etwas für Gott zu tun, und sagte unter Tränen: Herr, sende mich, ich werde gehen!