Ein alter Mann sitzt auf einer Parkbank und weint. Ein Jogger kommt vorbei und fragt, was der Grund sei. Der alte Mann antwortet: „Ich bin ein Multimillionär, ich habe eine riesige Villa, fahre das schnellste Auto der Welt und habe eine Frau, die mich sehr liebt.“ Meint der Jogger erstaunt: „Oh Mann, was weinst du da? Du hast alles, was ich mir jemals gewünscht habe!“ Der alte Mann erwidert: „Ja, aber ich weiß nicht mehr, wo ich wohne!“
Alles zu haben, kann den Blick darauf trüben, wo wir wirklich hingehören, was wirklich unsere Heimat ist. Allzu früh enden wir im Vorläufigen. Oft gehen wir dann im Zeitlichen auf. Ist das nicht auch ein Hintergrund der Erzählung vom reichen Jüngling im Sonntagsevangelium?
Er tut alles, was ein guter Mensch zu tun hat, hält die Gebote, tut Gutes seinen Mitmenschen. Aber ist das auch genug, um ewiges Leben zu erlangen? Das ist ja die Frage des jungen Mannes, der zu Jesus kommt.
Auf einem Wandbehang in einer alten Bauernstube konnte ich den gestickten Satz lesen: „Genieße dein Leben beständig, du bist länger tot als lebendig.“ Dieser Satz verweist auf etwas Wichtiges: das Leben hier und jetzt zu genießen.
Es darf aber nicht in einer Art und Weise geschehen, die davon ausgeht, nur hier und jetzt seien wir auf Leben ausgerichtet, also lebendig. Es geht um das ewige Leben, auf das uns die Dinge dieser Welt den Blick nicht verstellen sollten. Offenbar verstellt dem jungen Mann im Evangelium der Reichtum den Blick auf das ewige Leben.
Er kann sich davon nicht freimachen. Es geht darum zu besitzen, als besäßen wir nicht, wie es im Korintherbrief heißt. Wir dürfen uns von den Dingen der Welt nicht in einer Art und Weise abhängig machen, dass wir im Hier und Jetzt so zurückgehalten werden, dass wir nicht darüber hinaus gehen können. Da ist dann jedes Tor zu schmal, um hindurchzukommen.
Wir wollen heute ewiges Leben vor dem Tor, indem wir immer mehr an Gütern wollen. Wir wollen uns oft in der Anhäufung von irdischen Mitteln ewiges Leben verschaffen. Im Streben nach immer mehr vom Selben werden wir blind für das, was darüber hinaus geht und in die Ewigkeit weist. Wenn der reiche Jüngling durchaus glaubwürdig sagt, dass er die Gebote von Kindheit auf eingehalten und für sein Leben bestimmend gemacht habe, so hat er doch das Ziel übersehen, auf das diese Gebote gerichtet sind, das Leben hier so zu gestalten, dass es Schritte auf das Ewige bedeutet.