Kirche ist immer auf dem Weg, sie ist das wandernde Volk Gottes auf das Ziel des Reiches Gottes hin. Der Weg verläuft nicht immer geradlinig und ist manchmal steil. Auf diesem Weg bedarf es immer wieder der Vergewisserung, wo wir uns befinden und ob wir in die richtige Richtung gehen.
Deshalb ist immer wieder Reform notwendig, ecclesia semper reformanda, die Kirche muss immer neu auf die Situation der Zeit und der in ihr versammelten Menschen bezogen werden, hat es deswegen geheißen. Und solches gilt auch heute. Es gibt die verschiedenen Zugänge und Widerstände zu erkennen, es gilt die Sehnsüchte derer, die auf dem Weg sind, zu erheben und ernst zu nehmen, es gilt gemeinsam nach besseren Wegen zu suchen und diesen Weg zu gehen.
Mit der Bischofssynode, die die Bischöfe im Oktober nach Rom führt, wird dieser Prozess der Vergewisserung des Zieles, der bis 2023 dauert, gestartet.
„Wer viel fragt, geht viel irr“, heißt es in einem Sprichwort. Und das hat etwas für sich. Aber es könnte auch heißen: „Wer nicht fragt, geht leicht zur Gänze in die Irre.“ Dies gilt besonders heute, wo sich manche Selbstverständlichkeiten auflösen und eine große Vielfalt von Wegen oft für Orientierungslosigkeit sorgt. Hier bedarf es der echten Bereitschaft zuzuhören, den jeweils anderen wahr- und ernst zu nehmen. Es geht darum, die Meinung des anderen nicht nur zu hören, sondern auch zu verstehen zu versuchen, warum er dieser Anschauung ist.
Es geht auch darum, seine eigene Vorgehensweise zu begründen und in Frage zu stellen. Der heilige Ignatius von Loyola hat einmal von den Christen die Bereitschaft eingefordert, zuerst die Meinung des anderen zu retten zu versuchen, bevor man sich daran macht, sie zu verdammen.
Es gilt also, zuhören zu lernen, zu verstehen zu versuchen und auf dieser Grundlage den gemeinsamen Weg zu beschreiten. In der Kirche wird das mit dem Begriff der Synodalität zu fassen versucht. Diese führt nach dem Einladungstext zu diesem Prozess der Synode, des Zusammen- und Miteinandergehens, zum Wesen der Kirche.
Aus dem ehrlichen Miteinander heraus wird die Vielfalt zur Chance, wenn sie auf den einen Herrn Jesus Christus hin ausgerichtet ist. Ich bin überzeugt davon, dass es die Wahrheit gibt, ebenso weiß ich aber auch, dass ich diese Wahrheit nicht habe, sondern nur einen Blickwinkel auf die Wahrheit. In der Zusammenschau der Zugänge von vielen und in der Gestaltung dieser vielen Wege auf das eine Ziel hin, können wir der Wahrheit näherkommen. Es gilt, diesen gemeinsamen Weg zu gehen.