Der österreichische Nationalfeiertag, der 26. Oktober, wird traditionell von vielen als Wandertag begangen. Es sollte uns zu denken geben, dass wir den Feiertag wandernd begehen, dass wir uns unseres Landes bewusst werden in der Bewegung aufeinander zu und miteinander.
Heimat finden wir sozusagen auf dem Weg, auf der Wanderung, in den Menschen, die uns begleiten und die wir begleiten. Heimat ist hier und jetzt nie endgültig, sondern der Mensch ist ein Mensch auf dem Weg. Somit bleibt auch Heimat immer etwas Unabgeschlossenes.
Wir suchen in der weiten Welt oft das, was uns fehlt, und dann kehren wir nach Hause zurück und finden das, was wir dort draußen gesucht haben, hier. Heimat wird oft auf Umwegen gefunden. Aber auch das bleibt vorläufig.
Unsere endgültige Heimat ist im Himmel, heißt es ja im Philipperbrief. Heimat ist also nichts Feststehendes, nichts etwas ein für alle Mal Gegebenes.
Und manchmal gehen die Menschen in einem Land leider auch auseinander, sie teilen sich in Wir und „die Anderen“, die so gar nichts mit uns zu tun haben, wie wir glauben. Es bilden sich Gräben, wie wir sie heute teilweise erkennen müssen. Wir finden uns dann oft nur auf einer Seite, nicht im Ganzen. Dazu tragen leider auch die sozialen Kommunikationsmittel, die nicht immer so sozial sind, bei.
Anstatt miteinander zu reden, richten wir den Anderen etwas aus. Wir empören uns über die Anderen, wobei wir selbst oft das Gleiche machen. Aber dasselbe halten wir nicht immer für dasselbe. Die moralische Entrüstung ist dann der Heiligenschein, den sich Scheinheilige zu geben versuchen. Und das wird dann auf allen Seiten so gespielt.
Die Wege laufen damit auseinander und gegeneinander, wir fühlen uns heimatlos. Mitunter hat man das Gefühl, nur Gast im eigenen Land zu sein. „Gast sein ist gut. Heimkommen ist besser“, so wird in einem Sprichwort aus dem afrikanischen Gabun festgestellt. Das heißt nun, dass wir Heimat hier und jetzt brauchen. Wir brauchen einen Ort der Geborgenheit, einen Ort, an dem wir aufgenommen sind.
Heimat ist da, wo wir verstehen und verstanden werden, wo nicht übersetzt werden muss, auch wenn man verschiedene Sprachen spricht. Dies ist wichtig zu bedenken in einer Welt, in der wir teilweise nicht mehr verstehen.
Die Wanderungen am Nationalfeiertag sollten uns wieder ein wenig zusammenführen. „Wo befreundete Wege zusammenlaufen, da sieht eine Stunde lang die Welt wie Heimat aus.“ So sagte es einmal der Komponist Bedrich Smetana. Wir brauchen befreundete Wege.