Ein geldgieriger Mann raubte mitten in einer belebten Fußgängerzone einen Geldboten aus. Schon wenig später wurde er festgenommen, die zahlreichen Passanten konnten nämlich eine sehr genaue Personenbeschreibung liefern. „Wie konnten Sie nur am helllichten Tag bei so vielen Fußgängern den Geldboten überfallen?“, fragte der Richter. Die Antwort des Räubers: „Ich habe nur das viele Geld gesehen, Menschen habe ich keine bemerkt!“
Gier macht blind und schaltet den Verstand aus. Die Konzentration auf das Objekt der Begierde lässt alles andere unsichtbar werden, nur dieses eine bestimmt die Wahrnehmung. Das, was der Gierige haben will, lässt alles andere um ihn herum verblassen. Deswegen führt Gier in Bezug auf welche Dinge auch immer zu Fehleinschätzungen in Bezug auf die Wirklichkeit. Dies merken wir in der Politik, in der Wirtschaft und im ganz normalen Leben. Gier führt so auch dazu, dass man keine Grenzen mehr kennt, dass man glaubt, alles haben zu können. „Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier.“ Dieser Ausspruch von Mahatma Gandhi sollte uns zu denken geben in Bezug auf den Zustand unserer Welt.
Immer mehr von was auch immer haben zu wollen, führt dazu, dass anderen weggenommen werden muss. Wer unzufrieden ist mit dem, was er hat, der wird auch mit dem nicht zufrieden sein, was er haben möchte, denn die Gier ist immer auf ein „mehr“ aus. Dabei kennt Gier keine Logik und blendet auch die Begrenztheit des Lebens und der Erde aus. Die Sorge gilt nur dem Ziel, mehr vom Begehrten zu haben. Das führt dann oft dazu, dass man sich selbst schadet.
Ein Kaufmann leiht sich bei einem Mann einen Esel, um in die Wüste zu reiten. Der Verleiher hegt einen Verdacht und wirklich: Der Kaufmann vergräbt einen Schatz. Diesen gräbt der Verleiher aus. Als der Kaufmann den Diebstahl bemerkt, geht er nicht vor Gericht, sondern zum Eselverleiher und bestellt sich einen Esel für den nächsten Tag mit der Bemerkung, er habe einen Schatz vergraben und wolle ihn jetzt verdoppeln. Der Verleiher bringt darauf sofort den gestohlenen Schatz in das Versteck zurück, in der Annahme, sein Diebesgut werde dann vergrößert. Der Kaufmann bekommt so seinen Schatz wieder, der Dieb geht in seiner Gier leer aus.
Fasten kann in der Beschränkung den Blick auf das lenken, was wir in der Gier nicht sehen. Fasten bedeutet ja, sich an Gott festzumachen, um sich nicht in seiner Gier von einer Sache abhängig zu machen und damit blind für alles andere zu werden.
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