Vor zwei Wochen war ich in Sarajewo bei der Amtseinführung des neuen Erzbischofs von Sarajewo. Am Freitagabend war eine feierliche Vesper in der Kathedrale und ich betrat sie mit einer Maske im Gesicht, wie das bei uns üblich ist. Die Kirche war voll mit Gläubigen, Geistlichen, Ordensschwestern und Bischöfen und keiner trug eine Maske.

Einige haben mich verwundert angeschaut und gefragt, ob ich krank sei. Ich sagte: Nein, warum fragst Du? Sie sagten mir: Du trägst eine Maske, sicherlich bist Du krank, bei uns trägt keiner mehr die Maske. Über Corona spricht man nicht, wie wenn sie es nicht gibt. Masken werden nicht getragen, es wird nicht getestet und so gibt es Corona nicht.

Wie es mir scheint, haben sich einige von uns mit einem neuen Virus infiziert, mit dem Virus der Sünde, das wir nicht sehen und über das wir auch nicht mehr sprechen. Wenn ich mich nicht teste, habe ich kein Corona, wenn ich mein Gewissen nicht teste, habe ich keine Sünde. Wenn es keine Sünde gibt, warum sollten wir dann beichten.
 

Ich habe das Gefühl, dass uns Corona auch die Beichte gestohlen hat. Das tut mir auch leid. Während Corona haben uns die Maßnahmen jeden persönlichen Kontakt untersagt, so auch die Beichte. So haben wir gelernt, dass wir nicht mehr beichten müssen. Die einen haben sich gefreut, dass sie nicht mehr beichten müssen. Aber es tut mir wegen all jener leid, für die die Beichte eine Freude war, die eine Erleichterung nach der Beichte erlebt haben. Ich bedaure all jene, die in der Beichte dem Barmherzigen Jesus begegnen, der sie stärkt, ihnen Kraft gibt und sie mit dem Vater vereint. Ich fühle einen Schmerz in der Seele und all jene teilen meinen Schmerz, denn es fehlen uns die Worte des Priesters: „So spreche ich dich los von deinen Sünden. Geh hin in Frieden.“ Diese Worte konnten Freude und einen Neuanfang bringen.
 

Corona ist noch nicht vorbei, aber es verlieren sich unsere schönen alten Bräuche der Beichte in der Fastenzeit und im Advent in unseren Pfarrkirchen. Ich bete fest dafür, dass ein Tablette für Corona gefunden wird, aber auch ein neuer Weg der Rückkehr zum Sakrament der Buße.

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