Der 1. Mai hebt als Tag der Arbeit deren grundlegende Bedeutung hervor: „Hoch die Arbeit!“ Dieser Ruf weist auf die Wichtigkeit der Arbeit für die Wirtschaft und den Menschen hin. Diese Bedeutung ist auch oder besonders in unserer Zeit gegeben, in der uns Roboter viel an körperlicher, aber auch an geistiger Arbeit abnehmen.
Es geht aber nicht nur um die Arbeit als solcher, sondern in erster Linie um den Menschen, der arbeitet, und die Bedeutung der Arbeit für den Menschen. Auch deshalb hat Papst Pius XII. für den seit 1889 als Tag der Arbeit gefeierten 1. Mai durch das Fest „Josef der Arbeiter“ einen besonderen Akzent gesetzt. Damit wird das Augenmerk auf den arbeitenden Menschen gelegt, auf den Beitrag, den der Mensch mit seiner Arbeit leistet. Es geht also nicht um die Arbeit als solcher, sondern um den Menschen, der in und mit seiner Arbeit mehr Mensch werden kann. Sonst könnte man auch mit einem Schuss Sarkasmus formulieren: „Hoch die Arbeit, so hoch, dass keiner rankommt!“
Der wie Josef arbeitende Mensch ist damit der Bezugspunkt, nicht irgendeine theoretische Anschauung von Arbeit. Damit wird Arbeit zu einem wichtigen Faktor der Selbstentfaltung des Menschen. Arbeit ist mehr als Geldverdienen, als Produzieren, sie schafft soziale Verbindung und ist ein wichtiger Faktor der Selbstverwirklichung des Menschen. Für einen Christen bedeutet Arbeit zudem Mitarbeit an der Schöpfung, die nicht abgeschlossen ist, sondern durch das Mitwirken des Menschen mit Gott der Vollendung nähergebracht werden soll.
Mitarbeit mit Gott bedeutet auch, Verantwortung vor Gott und seiner Schöpfung zu übernehmen für das, was wir in unserer Arbeit tun. In seinem Schaffen soll der Mensch zur Entfaltung der Umwelt, der Erde, des gemeinsamen Hauses, wie es Papst Franziskus nennt, beitragen.
Aber Arbeit ist nicht alles. Es heißt ja: Arbeit macht das Leben süß, aber wer verträgt schon immer Süßigkeiten! Der Mensch ist Mensch auch außerhalb und jenseits der Arbeit. Vieles ist dem Menschen gegeben, ist Geschenk. Und es ist sehr einengend für den Menschen, wenn er allein auf der Grundlage seiner Arbeit bewertet wird. Dies gilt besonders dann, wenn man nur die Erwerbsarbeit als Arbeit versteht, ehrenamtliche Tätigkeiten oder Familienarbeit nicht miteinbezieht.
Aber in all den Tätigkeiten, die der Mensch ausführt: Arbeit muss Eingang finden in das Ganze eines gelungenen menschlichen und gesellschaftlichen Lebens. Auch das zeigt uns Josef der Arbeiter: Arbeit ist also mehr, Arbeit ist aber nicht alles.
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