„Liebe ist nur ein Wort“, so lautet der Titel eines Romans von Johannes Mario Simmel. Und so ist es oft auch: Liebe bleibt häufig nur ein Wort, oft leis gehaucht und seicht empfunden, ohne Folgen für das Handeln, eine Gefühlsaufwallung. In einem modernen Kirchenlied ist deswegen ein entscheidendes „Nicht“ hinzugefügt: „Liebe ist nicht nur ein Wort“, heißt es da, und weiter: „Liebe das sind Worte und Taten.“ Liebe muss tätig werden, um Liebe zu sein. Dann kann Liebe aber das sein, was Papst Franziskus von gelebter Liebe und Geschwisterlichkeit sagt, nämlich Grundlage einer wahrhaft menschlichen Welt.
Liebe bedeutet zum anderen gewandt zu sagen: „Es ist gut, dass es dich gibt!“ Solches Wort muss aber Konsequenzen haben: dem anderen den Raum zu geben, damit er seine Existenz bereichernd für sich und alle anderen gestalten kann und daran wo möglich mitzuwirken. Liebe ist eine wichtige Investition für ein gutes Zusammenleben, sie ist aber zugleich auch mehr als Investition, die nur dann getätigt wird, wenn ich unmittelbar Gewinn erwarten kann. Nur zu fragen: „Was habe ich davon?“, das ist zu wenig. Liebe bedeutet einen Umweg zu wählen über die Frage: „Was kann ich einbringen, damit alle und dann auch ich etwas haben kann?“ Damit ist sie keine Einbahnstraße, sondern reger Austausch.
Die Aufforderung „Liebt einander!“ ist oft in der Bibel zu finden, schon im Alten Testament. Im Evangelium vom Sonntag findet sich aber bei dieser Ermunterung eine Ergänzung: „Liebt einander, wie ich euch geliebt habe.“ Die Liebe erfährt damit eine Konkretisierung, sie kann sich nach dem Vorbild Jesu Christi richten und damit eine ganz konkrete Gestalt gewinnen. Wie Jesus mit den Menschen in Not und Leid, Trauer und Freude mit ging, so sind wir gerufen, mit dem und der, die mich braucht und deren Lebensbasis ich erweitern kann, mitzugehen, das Wort des Zuspruchs „zu gehen“. Dies bedeutet nicht Schönwetter-Liebe, sondern eine Liebe in guten und schlechten Tagen, in Freud und Leid. Solches scheint schwer.
„Ich wünsche mir ein Einhorn zum Geburtstag.“, sagt die erwachsen werdende Tochter. „Sei realistisch!“, mahnt der Vater. „Gut. Dann wünsche ich mir die wahre Liebe.“ Der Vater darauf: „Welche Farbe soll das Einhorn haben?“
Wahre Liebe gibt es nur dann, wenn Liebe mehr ist als nur ein Wort, wenn sie Tat wird. Und solche kann sie werden in der Nachfolge Jesu Christi, der unser aller Bruder geworden ist, damit wir einander geschwisterlich, in tätiger Liebe begegnen.
Foto: Depositphotos