„Gott ist groß, der Mensch ist klein, ich muss da wohl dazwischen sein.“ So konnte man auf einem Grazer Tor einmal lesen. Ist dieser Ausspruch nicht ein Zeichen für den heute sehr verbreiteten Größenwahn, dem der Mensch immer wieder verfällt? Sei es der Turmbau zu Babel, nein schon früher das Essen vom verbotenen Baum, sei es Ikarus, der der Sonne entgegenfliegt und abstürzt, seien es Politiker, die vom Größenwahn bewegt, 1000-jährige Reiche oder unzerstörbare Großreiche errichten wollen, sei es der Mensch als solcher, der ökologische Grenzen missachtet und glaubt, an keine Grenzen gebunden zu sein: Der Mensch ist immer wieder in Gefahr, durch seinen Größenwahn sich selbst und die Welt zu zerstören.
Dabei ist Mensch als einer geschaffen, der sich selbst überschreiten kann und soll, er ist auf Transzendenz angelegt. Und das ist gut so. Aber im Überschreiten sind ihm Bezugspunkte gesetzt, ein wichtiger davon ist Gott. In Gott findet der Mensch die Möglichkeit seiner Erweiterung, gleichzeitig aber auch den Schutz vor Überschreitung. „Es gibt ein Maß in allen Dingen, schließlich gibt es gewisse Grenzen.“ Dieses Wort des römischen Dichters Horaz zeigt an, dass Grenzen nicht ein Verhinderungsmoment für menschliches Streben sein müssen, aber eine Möglichkeit zur Verhinderung von Übeln sein können. Die Gier nach Profit und das Verlangen nach Macht, die Papst Johannes Paul II. als Triebfesern des Menschen beschreibt und die in Strukturen der Sünde münden, entspringen dem Größenwahnsinn. Dieser glaubt, alle Grenzen für sich selbst abschaffen zu müssen.
In letzter Zeit erschienen mehrere Bücher über Hybris, über den Größenwahn des Menschen und seine Selbstüberschätzung. Der Mensch glaubt, alles selbst zu können und dabei an nichts gebunden zu sein. Damit läuft er Gefahr, die Welt und sich selbst zu vernichten. Ob der Traum, aus der zerstörten Welt auf den Mars oder andere Planeten auswandern zu können, nicht auch ein Ausdruck dieser Überheblichkeit ist? Dieser Traum wird durch Staaten und Multimilliardäre zu verwirklichen versucht. Muss alles zerstört werden, um sich selbst als mit grenzenloser Macht ausgestattet zu sehen? Könnten nicht die Mittel, die verpulvert werden, dafür eingesetzt werden, dass alle besser leben können?
„Wenn Gott nicht ist, ist alles erlaubt!“ So kann man bei Dostojewski lesen. Mit Gott ist alles möglich, was zur Fülle des Lebens führt, ohne Zerstörung. Lassen wir uns vom Geist von Pfingsten führen, und der Geist wird uns erfüllen, ohne dass wir uns entgleiten.
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