Ein frisch verheiratetes Paar fragt einen weisen alten Mann: „Was sollen wir tun, damit unsere Liebe von Dauer ist?“ Dessen Antwort: „Liebt gemeinsam andere Dinge!“
Ist damit nicht ein wichtiger Punkt christlicher Ehe und Familie zum Ausdruck gebracht? Der Berliner Erzbischof Heiner Koch, der als Vorsitzender der Kommission für Ehe und Familie der Deutschen Bischofskonferenz in Rom beim Weltfamilientreffen Ende Juni dabei war, sagte: „Manchmal kommen mir bei uns die Worte von der Sakramentalität der Ehe wie pflichtbewusst geäußerte, oftmals leblose theologische Standardformeln vor. Hier in Rom merkte ich in manchen Statements, wie lebendig und herausfordernd für viele das bei ihrer Trauung empfangene Geschenk der Gegenwart Gottes in ihrer Ehe ist, und wie tragend und bedeutend es für ihre Ehe ist, sich immer wieder ganz konkret auf Gott einzulassen.“
Das soll ja eine christliche Ehe auszeichnen: sich auf Gott als einem gemeinsamen Ziel einzulassen. Wir wissen dies, es wird uns bei der Vorbereitung auf die Ehe als Wissen vermittelt, aber wird es uns auch bewusst? Wissen bedeutet ja nicht, dass etwas auch wirklich bewusst und in die Lebensführung einbezogen ist. Wissen bleibt oft leblose Formel, und wir lassen uns nicht auf Gott als gemeinsames Ziel der Familienmitglieder ein. Nach dem Evangelium vom barmherzigen Samariter, das an diesem Sonntag vorgetragen wird, geht es ja nicht nur darum zu wissen, wer unser Nächster ist, sondern sich als Nächster zu erweisen. Jeder von uns muss bei sich anfangen, um das Gemeinsame zu schaffen, im Blick über sich hinaus.
Der Papst sagte in der Predigt zu diesem Weltfamilientreffen: „Das Leben verkrustet, wenn es sich nicht auf das Neue des Rufes Gottes einlässt und dem Vergangenen hinterhertrauert. Wenn wir dem Vergangenen nachtrauern und das Neue, das Jesus uns schenken möchte, nicht annehmen, lässt uns das verkrusten, immer; das macht uns hart, das macht uns nicht menschlich.“ Ehe und Familie sind also der Blick nach vorne, auf Gott hin als dem gemeinsamen Ziel. Schön gesagt, aber was bedeutet das in Wirklichkeit?
Könnte das nicht unter anderem bedeuten, den Ehepartner, die Partnerin, die Kinder zuerst als die zu verstehen, die von Gott geliebt sind, und in diesem Blick auf Gott den anderen als den ernst zu nehmen, der er ist und nicht so, wie wir ihn oder sie haben wollen?
Einem verheirateten Paar, das dauernd stritt, unterbreitete ein Weiser den Vorschlag: „Hört auf, etwas als Recht zu fordern, was ihr als Gefälligkeit erbitten könnt.“