Ein Mann steigt humpelnd in einen Bus ein. Der nette Busfahrer stützt ihn und bringt ihn zu seinem Platz. Er fragt besorgt: „Was kann ich für Sie tun?“ „Ach, Sie könnten mir mein linkes Bein auf den gegenüberliegenden Platz legen.“ Da der Platz frei ist, erfüllt der Busfahrer dem Mann den Wunsch und fragt, ob er noch etwas für ihn tun könne.
„Ja, Sie können mein anderes Bein auch hochlegen.“ Aber damit noch nicht genug: „Könnten Sie mir auch noch ein Kissen unter den Rücken schieben?“, die nächste Bitte. Auch das tut der Busfahrer und stellt dann ein wenig zögernd die Frage: „Ich möchte ja nicht aufdringlich sein, aber was haben Sie eigentlich?“ Antwortet der Mann mit einem tiefen Seufzer: „Urlaub!“
Ein Beispiel, wie ein Urlaub auch sein könnte, beschaulich, vielleicht ein wenig zu beschaulich, aber dabei doch die anderen fordernd. Aber meist ist Urlaub anders, Aktionismus ist gefragt. Alle Freizeitmöglichkeiten müssen ausgenützt werden, ein Termin jagt den anderen. Dadurch entsteht Urlaubsstress, und man bräuchte nach dem Urlaub wieder Urlaub, um sich von den Strapazen zu erholen. Es gibt einfach verschiedene Typen.
Zeigen sich diese verschiedenen Typen nicht auch im Evangelium vom Sonntag, in dem von Maria und Marta berichtet wird? Die erste sitzt zu Füßen von Jesus, Marta dagegen ist in voller Aktion, sie bedient den Herrn und richtet alles, ist in allem bemüht. Da ist es nicht verwunderlich, dass sich Marta über ihre Schwester, die in ihren Augen nichts tut, beschwert und von Jesus eine Zurechtweisung ihrer Schwester und eine Aufforderung, ihr zu helfen, erwartet. Mit seiner Antwort stellt nun Jesus die nur scheinbar untätige Maria nicht über die viel beschäftigte Marta. Früher haben wir das Wort Jesu mit „Maria hat den besseren Teil gewählt“ übersetzt.
Richtig heißt es, wie jetzt übersetzt wird: „Maria hat den guten Teil gewählt.“ Es ist nicht die Gegenüberstellung, die hier zu sehen ist, sondern es geht darum, einen guten Ausgleich zu finden oder noch besser: einen Bezugspunkt für unser Handeln, der in Ruhe gefunden werden kann. Und das nicht nur im Urlaub.
„Liebe Eltern“, schreibt der Student aus dem schon überzogenen Urlaub, „ich habe schon lange nichts mehr von Euch gehört. Schickt mir doch einen Scheck über 500 Euro, damit ich weiß, dass es Euch gut geht.“
Auch so kann es gehen, wenn man Maria und Marta miteinander – nun aber in falscher Weise – miteinander kombiniert. Man erwartet sich alles von anderen, wenn sie die Erwartungen erfüllen, merkt man, dass es ihnen gut geht.