„Unsere Kinder kommen als Fragezeichen in die Schule und verlassen sie als Punkt“. Dieser Ausspruch verweist auf eine Entwicklung, die nicht nur für die Schule, sondern für viele Lebensbereiche charakteristisch ist: auf alles schnell eine Antwort präsentieren zu können, ohne die Frage immer richtig verstanden zu wollen. Gilt das nicht auch für die Kirche? Oft haben wir vorgefertigte Antworten, die wir abspielen, ohne genau auf die Frage zu hören.
Beim Gottesdienst zum 60. Jahrestag des Beginns des Zweiten Vatikanischen Konzils am 11. Oktober 2022, der zugleich der Gedenktag des heiligen Papstes Johannes XXIII. ist, geht Papst Franziskus auf die Frage „Liebst du mich?“, die Jesus Petrus stellt, ein und sagt dann: „Das ist eine Frage, denn der Stil Jesu ist nicht so sehr, Antworten zu geben, sondern Fragen zu stellen, Fragen, die das Leben herausfordern.“
Die Kirche muss sich dieser Frage Jesu stellen, auch indem sie Fragen stellt. Eine Frage fordert zum Nachdenken auch dessen, der fragt, auf, das vorschnellem Antworten entgegensteht. Solches gilt auch für den synodalen Prozess, der nicht nur auf die Kirchenmitglieder eingehen soll, sondern wesentlich auch auf alle Menschen. Besonders hier gilt es intensiv hinzuhören. Wir werden uns dann bewusst werden, dass die Fragen, die wir uns im Raum der Kirche stellen, nicht unbedingt die Fragen sind, die für die Menschen außerhalb der Kirche wesentlich sind. Wir reden dann aneinander vorbei, wenn wir nur unsere Fragen im Blick haben und auf diese Antworten suchen.
Vor allem aber gilt es, wie der Papst ausführt, dass wir uns auf Gott einlassen und uns nicht mit vorfabrizierten Antworten davor drücken. Wie Petrus müssen wir uns der Frage Gottes aussetzen, ob wir ihn lieben, und in der Suche nach einer Antwort darauf uns den Anfragen der Menschen stellen. Deswegen auch die Aufforderung des Papstes in seiner Predigt: „Entdecken wir das Konzil neu, um Gott den Vorrang zurückzugeben, und dem, was wesentlich ist: einer Kirche, die verrückt ist vor Liebe zu ihrem Herrn und zu allen Menschen, die von ihm geliebt sind; einer Kirche, die reich an Jesus und arm an Mitteln ist; einer Kirche, die frei und befreiend ist.“
Es sollte nicht so sein, wie in der folgenden Szene. Fragt ein Student einen Professor der Theologie: „Können Sie mir von Gott erzählen?“ Antwortet der Professor: „Ich rede nicht gerne über mich selbst.“ In der Folge erzählt er weit und breit von sich selbst und seinem Leben. Ob das die richtigen Antworten sind?
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