Eine Großmutter spricht mit ihren zwei Enkelinnen. Die eine kommt aus Wien, die andere lebt im Burgenland. Das Mädchen aus dem Burgenland erzählt, wie es zu Allerheiligen mit der Großmutter auf den Friedhof gehen und eine Kerze für den verstorbenen Großvater und alle verstorbenen Familienangehörigen anzünden wird. Der Friedhof wird voll angezündeter Kerzen sein. Welch ein schöner Anblick das doch sein wird. Das Mädchen aus Wien erzählt, dass sie nicht auf den Friedhof gehen werden, denn sie feiern Halloween. Das wird ein Spektakel mit mystischem Programm und reicher Dekoration sein. Zum Schluss sagt es noch: “Also Du hast Deine Allerheiligen, und ich Halloween.”
Das ist das Bild unserer heutigen Familie. Die einen werden Allerheiligen, die anderen Halloween feiern. All jene, die glauben, all jene, die hoffen, dass unsere Verstorbenen in der Ewigkeit weiter leben, müssten die Bedeutung von Allerheiligen ihren Kindern und Enkeln erklären.
Selten gibt es um ein Fest soviel Unwissen wie um das Fest Allerheiligen. Beim Volk ist es Brauch, zu Allerheiligen den Friedhof zu besuchen und eine Kerze für die Verstorbenen anzuzünden. Die angezündete Kerze sagt uns, dass wir zu Lebenden auf Besuch kommen. Das Grab ist der Ort des Abschieds vom irdischen Leben und des Übergangs in die Ewigkeit. Wenn wir meinen, dass unsere Verstorbenen absolut tot sind, dann hat unser Glaube und unser Gebet keinen Sinn. Der Sterbetag ist der Geburtstag für den Himmel.
Zu Allerheiligen feiern wir die Kirche der Lebenden im Himmel. Dagegen ist Halloween ein Gegensatz zum Christentum, es feiert die Angst und den Tod. Unsere Verstorbenen würden sicherlich nicht wollen, dass wir ihnen an den Gräbern Kürbisse “anzünden”, sondern richtige Kerzen, die ein Symbol für Christus - das ewige Licht - sind. Denn unser Gott ist ein Gott der Lebenden, nicht der Toten.
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