Das Zeugnis einer Mutter, die ihr Kind verloren hat: Mein Jakob starb an Leukämie. Ich erzähle Euch, wie ich mit Gott um ihn gerungen habe, damit er ihn mir nicht nimmt.
Fünf Tage vor Jakobs Tod war ich auf Wallfahrt in Međugorje. Mein Sohn war damals 13 Jahre alt und befand sich im Krankenhaus in Zagreb. Er lag im Koma und war an die Apparate angeschlossen. Langsam ging er dahin. Ich saß jeden Tag neben seinem Bett, hielt seine Hand und schaute ihn hilflos an. Jakob war daran, den Kampf ums Leben zu verlieren. Ich hatte Angst, aber dennoch wollte ich nicht glauben, dass Jakob sterben könnte. Davor hatte ich ein sehr ernstes Gespräch mit Gott. Ich war sehr zornig, weinte und haderte: „Hilf mir, Gott!, Warum lässt Du es zu, dass mein Kind stirbt?“
Ich ließ meinen Mann zurück im Krankenhaus neben Jakobs Bett und fuhr nach Međugorje. Ich wollte noch einmal jene Worte hören, die mir sechs Monate vorher ein alter Priester in Međugorje gesagt hatte: «Sorgen Sie sich nicht! Alles wird in Ordnung sein.» Ich begab mich auf den Weg, in der Hoffnung, dass ich aufs Neue Frieden finden und Worte des Trostes hören werde. Alles wird gut werden. Ich weinte, während ich auf den Berg Križevac hinaufstieg. Danach ging ich zur Beichte. Lange habe ich dem Priester erzählt, wie mein Kind stirbt und es nicht gerettet warden kann.
„Gute Mutter, das geht nicht mehr. Es ist vorbei. Ich habe schon einige Male dieses Spiel des Herrn gesehen,“ sagte der Priester zu mir.
Seine Worte trafen mich ins Herz. „Ihr Jakob hat alle Kämpfe gewonnen. Er ist Sieger. Sie müssen ihn nur gehen lassen“, sagte er zum Schluss. Ich habe ihn nicht verstanden und war zornig. Ich verstehe nicht, wie er von mir verlangen kann, dass ich mein Kind gehen lassen soll? Ich bin in einer gläubigen Familie aufgewachsen. Die schönsten Erinnerungen aus meiner Kindheit sind mit der Kirche verbunden, wie ich doch glücklich war, und jetzt soll ich den Sohn gehen lassen, damit er stirbt.
Im Leben gibt es Tage, an denen das Leben unerträglich erscheint. Deshalb gibt es Ihn, meinen Gott, der alles möglich macht. Auch das Unmögliche, das Schwere, macht er möglich. Ich glaube, dass mein Sohn lebt, auch wenn er gegangen ist.
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