Was im Evangelium vom Sonntag als Anzeichen des Endes geschildert wird, trifft es nicht auf die heutige Situation zu? Kriege, Katastrophen, Verfolgungen, sind das nicht Zeichen, die dieses Ende ankündigen? Und dies wird auch von manchen selbst ernannten Propheten dazu benutzt, den Menschen Angst zu machen. Manche vertreten die Meinung, es wäre gar nicht so schlecht, den Menschen die Rute des Endes ins Fenster zu stellen. Das würde sie vorsichtiger machen und sie dazu bringen, etwas gegen das drohende Ende zu unternehmen.
Angst aber verschließt auf sich, macht eng und führt so zu blindem Handeln, das sogar das Bekämpfte meist noch beschleunigt. Jesu ermutigt die Menschen dazu, keine beengende Angst zu haben, sondern auf ihn hin offen zu bleiben. In dieser Offenheit auf Gott hin werden sie Wege finden, dem Schrecken, der Trennung und der Abweisung zu begegnen. In den Herausforderungen nicht allein zu sein, sondern zusammenzustehen, das kann der Angst wehren, das kann Hoffnung machen.
In seiner Ansprache im Rahmen der ökumenischen Begegnung und des Friedensgebets anlässlich seiner Reise nach Bahrein nahm Papst Franziskus Bezug auf das Pfingstereignis, das aus ängstlichen, in sich verschlossenen Menschen mutige machte. Der Papst betonte: „Wir sehen, dass der Geist, der auf jeden Einzelnen herabkommt, dennoch den Zeitpunkt wählt, an dem sie alle zusammen sind. Sie konnten auch getrennt voneinander Gott anbeten und ihren Nächsten Gutes tun, aber es geschieht, als sie einmütig beisammen sind, dass sich die Türen für Gottes Wirken öffnen.“ In der großen Verschiedenheit, die auch für heute prägend ist, kann in Bezug auf den Lobpreis Gottes, zu dem alle gerufen sind, die notwendige Einheit, die Hoffnung schafft, erreicht werden. In dieser Hoffnung kann denen begegnet werden, die verkünden: „Die Zeit des Endes ist da!“
Wie im Pfingstereignis, auf das sich der Papst bezieht, der Endpunkt Jerusalem zum Ausgangspunkt für das Zeugnis für Christus in der ganzen Welt wurde, so können auch wir durch unser Leben Zeugnis geben, dass in Gott alles gut wird. Der Papst bezieht sich dabei auf den Diognetbrief, ein antikes Zeugnis, in dem es von den Christen heißt: „Sie weilen auf Erden, aber ihr Wandel ist im Himmel. Sie gehorchen den bestehenden Gesetzen und überbieten in ihrem Lebenswandel die Gesetze. Sie lieben alle.“ Wir Christen sollen uns bewusst sein, dass wir immer in der Endzeit leben, nämlich so, dass wir in Einheit in Verschiedenheit und durch unser Zeugnis in Liebe das sichtbar werden lassen, was Vollendung, nicht Beendigung sein könnte.
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