Die Geschichte „Zwiegespräch an der Krippe“ erzählt von einem Jungen, der sich wie traumwandelnd in der Krippe findet. Er geht in der Krippe herum und wird sich bewusst, dass er kein Geschenk für das Jesuskind mitgebracht hat.
Die Geschenke, die Michael anzubieten hätte, will das Jesuskind nicht. Es bittet um den letzten Aufsatz des Jungen, unter den der Lehrer ein Nichtgenügend gesetzt hat. Als Erklärung fügt Jesus an: „Du sollst mir immer das bringen, wo nicht genügend darunter steht.“ Das Jesuskind will ein zweites Geschenk, den Milchbecher des Jungen. Auf den Einwand von Michael: „Aber den habe ich doch heute zerbrochen“, stellt Jesus fest: „Du sollt mir immer das bringen, was du im Leben zerbrochen hast. Ich will es wieder heil machen.“ Nun äußert Jesus den dritten Wunsch. „Du sollst mir die Antwort bringen, die du der Mutter gegeben hast, als sie fragte, wie denn der Milchbecher kaputt gegangen sei.“ Da beginnt Michael bitterlich zu weinen. Unter Schluchzen bringt er mühsam heraus: „Ich habe den Becher umgestoßen, habe ich der Mutter geantwortet. In Wahrheit habe ich ihn doch absichtlich auf die Erde geworfen.“ Die überraschende Aufforderung des Jesuskindes: „Ja, du sollst mir immer alle deine Lügen, deinen Trotz, dein Böses, das du getan hast, bringen. Und wenn du zu mir kommst, will ich dir helfen, will dich annehmen in deiner Schwäche; ich will dir immer neu vergeben, will dich an deiner Hand nehmen und dir den Weg zeigen. Willst du dir das schenken lassen?“
Lassen wir uns die Vergebung schenken, lassen wir uns an der Hand nehmen? Wir Menschen sind oft innerlich zerrissen, in manchen Punkten zerbrochen und mit Fehlern behaftet. Weihnachten ist das Fest des menschlichen Umgangs Gottes mit dem Zerbrochenen, das den Menschen herabdrückt, er will den Menschen aufrichten. Dazu bedarf es der Bereitschaft des Menschen, sich seiner Fehler und Beschränktheit bewusst zu werden und sie vor das Kind in der Krippe hinzutragen. Dort wird das Zerbrochene wieder heil. Die Menschwerdung Gottes ist sein Angebot an den Menschen, ihm aufzuhelfen und zu erlösen. Der Mensch wird neu geschaffen, das Alte hält ihn nicht mehr zurück.
„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“, heißt es in einem Gedicht von Hermann Hesse. Der Zauber des Anfangs strahlt von der Krippe aus, und dieser Zauber bietet die Kraft, immer wieder neu aufzustehen. Gott ist in der Krippe klein geworden, damit der Mensch groß werden kann.
In diesem Sinne allen ein Gesegnetes Weihnachtsfest und Gottes Segen für das Jahr 2023.
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