Aus Anlass der Gebetswoche für die Einheit der Christen standen Bischof Dr. Ägidius Zsifkovics und der evangelische Superintendent Dr. Robert Jonischkeit am Mittwoch, 18. Jänner einem ökumenischen Gottesdienst in der evangelischen Kirche in Gols vor.
"Wir bitten um Gottes Geist, der unbändig und unberechenbar ist, wir bitten um die Kraft der Versöhnung, die nie vergeblich ist, wir bitten um den Mut der Überwindung all dessen, was uns noch gegenseitig ausgrenzt", sagte Bischof Zsifkovics in seiner Predigt. Und er fÜgte hinzu: "Wer sind wir, dass wir Gott nicht zutrauen könnten, dass er uns zur Einheit befähigt?
Die Einheit sei zwar noch lange nicht erreicht, aber trotzdem habe man schon viel voneinander gelernt. Der Bischof verwies auch auf Papst Franziskus, der am vergangenen Sonntag in Rom sagte: "Der Weg zur christlichen Einheit und der Weg der Kirche zur synodalen Umkehr sind miteinander verbunden." Gerade für den Synodalen Prozess, der derzeit in der katholischen Kirche läuft, könne man viel von den Kirchen der Reformation und von den Kirchen der Orthodoxie lernen, so Bischof Zsifkovics, "und dafür sind wir sehr dankbar".
Der Gottesdienst stand unter dem Motto "Tut Gutes! Sucht das Recht!" (Jes 1,17). Wie Bischof Zsifkovics in seiner Predigt sagte, scheine die Welt aus dem Ruder zu laufen. Er benannte u.a. Kriege, zunehmende soziale Ungerechtigkeiten, einen zunehmenden Mangel an Ehrfurcht vor dem menschlichen Leben oder auch die negativen Auswirkungen der sozialen Kommunikationsmittel. "Wir müssen ehrlich zugeben: irgendwie sind wir entgleist und wir wissen nicht, wohin die Reise geht", so der Bischof weiter. Und auch die Kirchen seien in diesen Umwälzungen keine Inseln des Heils mehr, "keine Zufluchtsstätten menschlicher Sehnsucht".
Der Prophet Jesaja habe vor tausenden Jahren freilich mit ähnlichen Herausforderungen gelebt: Kriege, Unruhen, die Gier nach Reichtum und Macht, Götzendienst, die Unterdrückung der Armen, die Irrwege des Volkes Israel. Und als prophetische Stimme Gottes habe er das große Wort "Lernt, Gutes zu tun! Sucht das Recht!" gesagt. Dies sei laut Bischof Zsifkovics "die Schule der Menschwerdung, der Weg des neuen Menschen - sicher viel mehr als ein billiges Rezept, das heute vielfach verlockend und verführerisch angeboten wird". Die Suche nach dem Recht und das Vollbringen des Guten sei "kein billiges Gebrauchsrezept zum Christsein, sondern Ermutigung im Glauben für alle."
Superintendent Jonischkeit wies in seinen Ausführungen ebenfalls auf das Thema des Gottesdienstes hin, das auch das Motto der gesamten Gebetswoche ist. Der Prophet Jesaja habe das Volk Gottes seiner Zeit aufgefordert, "zu lernen, gemeinsam Gutes zu tun, gemeinsam Recht zu suchen, gemeinsam den Unterdrückten zu Hilfe zu kommen, gemeinsam die Waisen zu verteidigen und für die Witwen einzutreten". Diese Herausforderung des Propheten "gilt auch für uns heute. Wie können wir unsere Einheit als Christen leben, um den Übeln und Ungerechtigkeiten unserer Zeit entgegenzutreten?", fragte der Superintendent. Die Antwort darauf gelte es gemeinsam zu finden.
Foto: Diözese Eisenstadt / Franz Josef Rupprecht