Aus Anlass des "Tages des geweihten Lebens" feierte Bischof Zsifkovics am 1. Februar 2023 im Martinsdom in Eisenstadt eine Vesper mit den Ordensgemeinschaften, die in der Diözese Eisenstadt wirken.
In seiner Predigt würdigte Bischof Dr. Ägidius Zsifkovics die Ordensleute als "Provokateure der Liebe Gottes" und "Fleisch gewordenes Evangelium". Er wies darauf hin, dass trotz schwindender Mitgliedszahlen, die Kirche wird immer eine Gemeinschaft jener sein, die ihr Leben Gott und den Menschen zur Verfügung stellen.
Obwohl der heutige Zeitgeist der Lebensform von Ordenschristen mit Unverständnis gegenübersteht, ist der Blick der Ordensgemeinschaften auf die Nöte der Zeit unverzichtbar.
In seiner Predigt wies der Bischof darauf hin, dass ein Gott geweihtes Leben nach den Evangelischen Räten Ehelosigkeit, Armut und Gehorsam in einer konsumorientierten Gesellschaft mit vielen Egoismen und Gleichgültigkeiten zu einer Provokation geworden sei.
Bischof Zsifkovics zeigte sich zugleich davon überzeugt, dass eine Kirche der Zukunft immer auch eine Kirche jener sein werde, die ihr Leben Gott und den Menschen zur Verfügung stellen - "also eine Kirche, in der es die Ordensgemeinschaften gibt, wie auch immer". Wörtlich sagte der Bischof: "Die Orden haben nicht nur eine Zukunft, sie sind die Zukunft der Kirche, auch der Gesellschaft." Er dankte deren Mitgliedern für "euer gelebtes Evangelium, für eure Geduld mit der Kirche, mit den Unzulänglichkeiten eurer Gemeinschaft, mit den Veränderungen der Welt und mit den oft befremdenden Erwartungen der Menschen an euch" und sprach seinen Zuhörern Mut zu.
Nicht wenige würden sich fragen, so der Bischof weiter: "Wird es uns Ordensleute morgen noch geben, ... was geschieht mit unseren Häusern und Instituten und wie können wir unseren Auftrag an neue Trägerschaften übergeben?" In Österreich wirkten derzeit 4500 Ordensleute mit über 450 Niederlassungen. Die Tätigkeitsfelder seien bunt, die Altersstruktur werde allerdings immer höher und die Zahl der Schwestern und Brüder sei rückläufig. Zugleich seien die Orden internationaler geworden und würden immer schon das leben, was mit Universalität und Katholizität der Kirche gemeint sei. Auch bewahre "gelebte Pluralität" davor, "sich mit dem Althergebrachten, immer schon Gewohnten abzufinden und sich der Herausforderung der Zukunft zu verschließen".
Ordensleute lebten nicht in ihrer "heilen" Welt hinter abgeschiedenen Klostermauern, sondern "gehen auf diese Welt zu" - auch wenn diese taumelnd und fragmentiert, voller Fragezeichen und Umbrüche sei, sagte Zsifkovics. Sie hätten den "Mut, die Menschen so zu sehen, wie sie sind und nicht wie sie sein sollten". Die Vielfalt der Berufungen in der Ordensnachfolge, große Gründergestalten von Benedikt von Nursia, dem Vater des abendländischen Mönchtums, bis zu Mutter Teresa, der "Streetworkerin auf den Straßen des Todes", zeigt nach den Worten des Bischofs, "wie aufmerksam, erfinderisch und abenteuerlich Gott seine Geschichte mit dieser Welt und in seiner Kirche verwirklicht".
Bischof Zsifkovics erinnerte daran, dass alle Ordensgemeinschaften als Versuch einer konkreten Antwort auf die Nöte der Gesellschaft, der Kirche und der Welt entstanden. Er erwähnte die Hospitalorden, Schulorden, Predigerorden, Missionsorden …
Diese Arbeit sei nie fertig, auch heute gehörten Süchtige aller Art, alleingelassene Sterbende, weggelegte Neugeborene, geschundene Frauen, Obdachlose, Verarmte und Hungrige in das Blickfeld und in die Obsorge der Ordensfrauen und -männer. Viele Menschen würden erst dann merken, wenn es sie nicht mehr gäbe, "wer und was uns wirklich fehlt", betonte Bischof Zsifkovics. Trotz schwindender Mitgliederzahlen sei der "Fußabdruck" der Orden unübersehbar und das, was sie wagten und heute noch tun, in Kirche und Gesellschaft unauslöschbar, zeigte er sich überzeugt. Am Schluss dankte der Bischof allen Ordensleuten die in großer Anzahl in den Dom gekommen waren.
Foto: Diözese Eisenstadt/Markus Heuduschits