Kardinal Dr. Christoph Schönborn weilte vom 24. bis 28. Februar 2023 in Saudi-Arabien. Er wurde von Muhammad Al-Issa, dem Generalsekretär der Muslim World League, eingeladen.
Er traf sich mit ihm am Samstag, den 25. Februar 2023 in der Hauptstadt Riad und sprach über die Möglichkeit, den interreligiösen Dialog und die Religionsfreiheit zu vertiefen.
Kardinal Schönborn traf auch mit Katholiken in Saudi-Arabien zusammen.
Von den rund 33 Millionen Einwohnern Saudi-Arabiens sind etwa 1,5 Millionen Christen (ca. 4 Prozent). Mehr als die Hälfte davon sind Katholiken, es gibt aber beispielsweise auch zahlreiche Kopten aus Ägypten und äthiopische/eritreische Christen im Land.
Es gibt aber keine einzige Kirche in Saudi-Arabien, und öffentliche Gottesdienste und das Tragen religiöser Symbole, vor allem des Kreuzes, sind verboten. Die katholischen Gläubigen sind in vier Pfarreien mit Außenstationen organisiert und werden von einigen Priestern betreut.
Sein Besuch diene der Begegnung und Stärkung der Christen vor Ort sowie dem interreligiösen Dialog, sagte Kardinal Schönborn.
"Die Welt braucht gerade heute angesichts so vieler Herausforderungen mehr Einheit und keine Spaltungen", so Schönborn. Die Religionen müssten Teil der Lösung sein und nicht des Problems.
Al-Issa würdigte in diesem Zusammenhang auch in besonderer Weise Papst Franziskus und dessen Initiativen für den interreligiösen Dialog. Der Papst sei in der arabischen Welt eine sehr angesehene und geschätzte Persönlichkeit. Nicht zuletzt liege das auch am "Dokument über die Geschwisterlichkeit aller Menschen für ein friedliches Zusammenleben in der Welt", das Papst Franziskus und der Kairoer Großimam Mohammad Al-Tayyeb 2019 in Abu Dhabi unterzeichneten.
Schönborn hob die Notwendigkeit hervor, vor allem auch die Jugend im Geiste von Toleranz und gegenseitiger Wertschätzung zu erziehen. Er berichtete dem Gastgeber zugleich von Österreich, wo alle Religionen einen gesicherten rechtlichen Status haben. Ebenso erläuterte er die positive Zusammenarbeit der Religionen in Österreich anhand der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/Krems, an der christliche, muslimische und jüdische Religionslehrerinnen und -lehrer zum Teil gemeinsam ausgebildet werden.
Die Muslim World Leage ist eine 1962 gegründete internationale islamische Nichtregierungsorganisation, die vom Königreich Saudi-Arabien finanziert wird. Sie sieht sich als kulturelle und religiöse Vertretung der islamischen Völker. 2018 unterzeichneten Generalsekretär Al-Issa und der römisch-katholische Kurienkardinal Jean-Louis Tauran, Präsident des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog, einen Kooperationsvertrag, um den Dialog zwischen Christen und Muslimen voranzutreiben.
"Haltet zusammen und halten an Eurem Glauben fest!" - Mit diesen Worten hat Kardinal Christoph Schönborn am Samstag bei Begegnungen mit Katholikinnen und Katholiken in der österreichischen Botschaft in Riad und einem Gottesdienst die Christen vor Ort ermutigt. Diese Begegnungen waren ein weiterer Schwerpunkt der Reise des Kardinals nach Saudi Arabien.
Alle Christen in Saudi Arabien sind Migranten. Schönborn traf vor allem mit Gläubigen von den Philippinen, aus Sri Lanka, Indien oder auch Pakistan zusammen. Er wisse um die schwierigen Bedingungen, unter denen die Christen hier ihren Glauben leben, sagte der Kardinal. Umso beeindruckender sei ihr Glaubenszeugnis. In die österreichische Botschaft gekommen waren u.a. auch der Bischof von Nordarabien, Paul Hinder, und sein designierter Nachfolger Aldo Berardi. Dieser wird am 18. März 2023 in der Kathedrale Unsere Liebe Frau von Arabien in Awali (Bahrain) von Kardinal Miguel Ayuso zum Bischof geweiht.
Auf der Arabischen Halbinsel gibt es zwei Apostolische Vikariate, also Vorstufen einer Diözese. Neben Nordarabien (Bahrain, Katar, Kuwait, Saudi-Arabien) auch eines für das Südliche Arabien (Vereinigte Arabische Emirate, Jemen, Oman). Zusammen haben sie eine Fläche von rund drei Millionen Quadratkilometern und zählen damit zu den größten Kirchenbezirken der Welt. Insgesamt leben in den Vikariaten rund 3,5 Millionen Katholiken, die von nur etwa 120 Priestern betreut werden.
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