Genau 20 Jahre nach der Seligsprechung des als "Arzt der Armen" bekannten László Batthyány-Strattmann (1870-1931) eröffnet die katholische Kirche auch einen Seligsprechungsprozess für Batthyány-Strattmanns Ehefrau Maria Theresia (1876-1951). Zum Auftakt des diözesanen Verfahrens feierten die Bischöfe der beiden Nachbardiözesen Eisenstadt und Szombathely (Steinamanger), Dr. Ägidius Zsifkovics und Dr. János Székely, am Sonntag einen Gottesdienst in der Basilika Güssing. Unter der Kirche im Südburgenland befindet sich die Familiengruft der Batthyánys. An dem Gottesdienst um 9.30 Uhr nahmen auch Mitglieder der Familie Batthyány-Strattmann teil. Texte und Lieder wurden auf Deutsch und Ungarisch vorgetragen.
"Der selige Ladislaus und seine Frau Maria Theresia Coreth waren Sehende. Sie haben die Augen Vieler geöffnet, auch für Gott", sagte Bischof Zsifkovics in der von ORF und ZDF live übertragenen Messe. Als Arzt sei Batthyány- Strattmann Christus "in den Kranken begegnet, er hat sie geheilt, aufreibend und selbstlos". Seine Selbstfindung und das Beschreiten eines heiligmäßigen Lebensweges verdanke Ladislaus dabei in erster Linie seiner großartigen Ehefrau, fügte Bischof Székely hinzu und würdigte Güte, Mitgefühl, Heiterkeit sowie den tiefen Glauben Maria Theresias.
Zum 20. Jahrestag der Seligsprechung von Ladislaus Batthyány-Strattmann und anlässlich des Seligsprechungsprozesses seiner Frau ist im St.-Martins-Verlag der Diözese Eisenstadt das Tagebuch des Seligen aus dem Jahr 1926 erschienen. Noch im Frühjahr ist auch eine Ausstellung im Eisenstädter Diözesanmuseum geplant.
Papst Franziskus wird bei seinem Besuch in Budapest Ende April eine nach dem seligen László Batthyány-Strattmann benannte Sozialeinrichtung besuchen. Am 29. April trifft der Papst Kinder mit Sehbehinderungen und intellektuellen Beeinträchtigungen aus dem von der Ordensfrau Anna Feher (1947-2021) gegründeten katholischen Batthyány-Strattmann-Institut. Die Einrichtung umfasst einen Kindergarten, eine Schule und ein Internat.
In der Predigt legte Bischof Dr. Ägidius Zsifkovics bezugnehmend auf das Sonntagsevangelium (Die Heilung des Blinden) dar:
Christus medicus – Christus, der Arzt, der Heiland, ist ein vertrautes Bild von Jesus im frühen Christentum.
Der Evangelist erzählt nicht nur von der Blindheit des Bettlers, der sehend wird. Er spricht auch die Pharisäer an, die alles überblicken möchten, aber blind sind für Jesus und sein Wirken. Diese Blindheit ist unheilbar, sie bleibt verstockt.
Aber: „Wäre es nicht eine faszinierende Aufgabe, den Menschen das Sehen zu lehren, ihre Blindheit zu heilen?“, fragte Bischof Ägidius und sagte weiter, dass uns Jesus, der Arzt in seine Arztpraxis, in seine Sehschule mitnimmt, er lehrt: sehen mit den Augen Gottes! Das Eingeständnis der eigenen Blindheit ist ein erster guter Schritt.
Pfarrgemeinden und christlichen Gemeinschaften sind Ordinationen, in denen das Mitgehen mit Jesus eingeübt, seine heilende Nähe erfahrbar wird, auch in der Tischgemeinschaft mit ihm. Die Gottesdienste, Bibelgespräche, das theologische Nachdenken sind die Sprechstunden bei Jesus, dem Arzt. Alle, die sich am Gemeindeleben in Kirche und Gesellschaft beteiligen, sind die Sprechstundenhilfen dieses Arztes.
Das Gebet, das Schweigen, Staunen und Fragen, das geistliche Leben sind die Hausbesuche dieses Arztes Jesus.
Ich erlebe: viele sitzen genervt im Wartezimmer dieses Arztes Jesus. Die Menschen sind müde, sie warten auf Heilung ihrer zerbrochenen Träume und begrabenen Hoffnungen. Sie möchten den Sinn ihres Lebens entdecken. Sie dürfen nicht übersehen werden!
Wäre es nicht eine drängende Aufgabe der Kirche, den Menschen die Türen zu diesem Wartezimmer zu öffnen?
Fotos: Franz Josef Rupprecht