In diesem Jahr 2023 begehen wir den 100. Jahrestag des Beginns der gemeinsamen Wallfahrt der Burgenländischen Kroaten in das österreichische Nationalheiligtum Mariazell in der Steiermark zur „Großen Mutter Österreichs, der Seligen Mutter der slawischen Völker, der Großen Frau der Ungarn“. Das Jubiläum wird bei der gemeinsamen Wallfahrt von Freitag, 25. August 2023 bis Sonntag, 27. August 2023 mit einem umfangreichen Programm gefeiert.
Auf dieses wichtige Jubiläum wollen wir uns gut vorbereiten. In der kroatischen Kirchenzeitung "Glasnik" planen wir, in den kommenden Wochen, bis zur gemeinsamen Wallfahrt, die Pfarrren und insbesondere die Fußwallfahrer und ihre Erlebnisse vorzustellen.
Werfen wir einen Blick auf die Geschichte der Mariazeller Wallfahrt, wie sie entstanden ist und sich entwickelt hat.
Bis zum Jahr 1923 pilgerten die Pfarren - jede für sich - zu Fuß, später mit dem Zug nach Mariazell. Der Ablauf der Wallfahrt war folgende: Der Vorbeter kümmerte sich um die Organisation und das Gebet. Wagen begleiteten die Pilger und transportierten das Gepäck und die Verpflegung, welche jeder für sich mitnahm. Einige haben zur Buße auf Teilabschnitten des Weges Steine mit sich getragen. Auf Knien und die Litanei der Muttergottes von Loretto singend kamen sie an. Als Zeichen der Buße hatten die Mädchen ihre Haare heruntergelassen, die Hände mit einem Stock ausgebreitet, in der einen Hand eine brennende Kerze, in der anderen Hand Blumen, um so kniend die Statue der Muttergottes zu umrunden. In den etwa einen Meter langen Pilgerstab war an einem Ende ein Kreuz eingeritzt.
Im Jahr 1923 begannen die gemeinsamen kroatischen Wallfahrten. Martin Meršić, der Ältere, war erzürnt als bei der Mariazell-Wallfahrt mit Dechanten Mathias Heisz im Jahr 1922, obwohl mehr Kroaten als Deutsche teilnahmen, die Deutschen immer bevorzugt wurden. Daher beschlossen die kroatischen Priester bei einer Konferenz, eine eigene kroatische Wallfahrt abzuhalten. Diese erste Wallfahrt fand vom 4. bis 6. September 1923 statt. 516 Pilger fuhren mit einem Sonderzug, Kroaten und Deutsche. 268 Kroaten aus 12 Dörfern des Burgenlandes und 5 kroatische Priester. Der Kaplan von Großwarasdorf Martin Meršić spielte die Orgel.
Die Wallfahrten wurden erfolgreich fortgesetzt. So wurde von 4. bis 7. September 1933 „10 Jahre gemeinsame kroatische Wallfahrt“, das Jubiläum „400 Jahre Burgenländische Kroaten“, der 250. Jahrestag der Befreiung Wiens von den Türken (1683) und das 1900 Jahre, dass der Sohn Gottes der Welt die Erlösung brachte, gefeiert. Etwa 1.900 Gläubige und 16 Priester nahmen daran teil. Am Dienstag, dem 5. September, fand ein weltliches Kroatentreffen im Theater von Mariazell statt. Der Präsident des HKD im Burgenland, Pfarrer Ignaz Horvath, begrüßte Provikar Dr. Josef Köller und die Diakone. Der Chor unter Leitung von Dir. Vukovits sang und der Theologe Stefan László deklamierte das Gedicht von Mate Meršić Miloradić „Gott und die Kroaten“. Nach der Rückkehr fand am Donnerstag, 7. September, eine Prozession zum Wiener Stephansdom statt, Predigt und Andacht hielt der Wiener Erzbischof Dr. Theodor Kardinal Innitzer, die kroatische Predigt hielt der Missionar Pater Bela Vlašić.
Auch traurige Ereignisse müssen in jeder Hinsicht erwähnt werden: Im Jahr 1938 untersagten die Nazis die Wallfahrt und erklärten am Vorabend der Wallfahrt, dass es keine Waggons für den Sonderzug geben würde. Im Sommer 1939 bis 1946 fand wegen des Zweiten Weltkrieges keine Wallfahrt statt.
Aber nach dem Krieg lud die Glasnik-Redaktion in der Ausgabe vom 1. August 1947 wieder zur ersten gemeinsamen kroatischen Wallfahrt vom 26. bis 28. August nach Mariazell ein. Pater Modestus, Direktor der Basilika, sorgte für Übernachtung, eine warme Suppe und heißen Eintopf, Brot und andere Lebensmittel musste jeder von zu Hause mitnehmen. Trotz der schwierigen Verkehrsverhältnisse pilgerten 1.453 Gläubige nach Mariazell.
Bewegend und bedeutsam war die Wallfahrt im Jahr 1948 - vom 30. August bis 1. September. 4.000 Pilger kamen in 6 Sonderzügen (3.309 mit der Eisenbahn) an. 21 Priester und Provikar Dr. Josef Köller und besonders viele Männer - Soldaten und Rückkehrer aus der Gefangenschaft nahmen teil.
Fotos: Archiv