In Schandorf ist nicht bekannt, ob die ältere Generation jemals zu Fuß nach Mariazell gepilgert ist. Keiner der älteren Menschen kann sich erinnern, dass jemals darüber gesprochen wurde. In den Jahren 1996 - 1998 gingen Frieda Krauzler, Marianna Herits und Lydia Fabsits mit den Güttenbachern zu Fuß nach Mariazell. Dabei entstand die Idee und der Wunsch in Schandorf, selbst eine Fußwallfahrt nach Mariazell zu organisieren.
Im Jahr 1999 war es dann so weit. Frieda Krauzler und Gerhard Gabriel ergriffen die Initiative, erkundeten die Route, organisierten Übernachtungen und kümmerten sich um das spirituelle Programm. Der in Schandorf geborene Diakon Alfred Resetar schloss sich den „Mariazellern“ an und war 10 Jahre lang für den geistlichen Teil und die Gebete bei der Wallfahrt verantwortlich. An der ersten Wallfahrt nahmen 20 Personen teil. Unvergessen ist die Wallfahrt im Jahr 2007, als die Wandermuttergottes von den Schandorfern nach Mariazell zurückgetragen wurde. Ein ORF-Team begleitete und filmte die „Mariazeller“. In diesem Jahr dauerte die Wallfahrt ein bisschen länger, weil auf Grund der Dreharbeiten manche Aufnahmen auf dem Weg wiederholt wurden.
2013 schloss sich den „Mariazellern“ der „neue“ Pfarrer Branko Kornfeind an, der die geistliche Leitung übernahm. Laut Frieda Krauzler hat Helena Dorner aus Dürnbach viele Jahre lang die Wallfahrt organisiert. 2021 übergab Helena die Organisation an Ernst Loos, einen langjährigen Freund und Kollegen von Hermann Herits. Ernst Loos ist deutschsprachig und evangelischer Christ aus Unterschützen. Er kümmert sich mit viel Engagement um den Pilgerweg der gegangen wird und um die Quartiere. Für alle Gruppen, die zu Fuß unterwegs sind, ist es ein wachsendes Problem, Quartiere für die Übernachtung zu finden. Deshalb mussten wir einmal 5 Tage lang nach Mariazell gehen. Die „Schandorfer-Mariazeller“ sind ein Kreis von etwa 35 Personen, welche die Mariazeller Wallfahrt als „die ihre“ sehen. Nicht jeder kann jedes Jahr mitgehen und es kommen auch immer wieder neue Pilger dazu.
Zu diesem Kreis gehören auch Gläubige aus anderen Pfarren wie Schachendorf, Rechnitz, Spitzzicken, Güttenbach. In Schandorf beginnt die Wallfahrt mit etwa 20 Personen und wächst bis Mariazell auf bis zu 30 Pilger an.
2017 kamen wir mit 37 Personen vor dem Gnadenaltar in Mariazell an. Die Strecke von Schandorf nach Mariazell beträgt zu Fuß 160 km.
Die Schandorfer Mariazeller-Wallfahrt beginnt um 5.30 Uhr mit der hl. Messe. Der Weg führt über Petersdorf und Oberwart nach Neustift/Lafnitz. Wir beten jeden Tag mindestens drei Rosenkränze und es wird dabei auch gesungen. Zur Erleichterung haben wir einen kleinen Bus dabei, der unsere persönlichen Sachen, Essen und Trinken mitführt. Nach der Abendandacht stärken wir uns bei geselligem Miteinander und beim Singen.
Der zweite Tag beginnt um 6.30 Uhr mit der hl. Messe in der Kirche in Neustift, der sich auch andere Gläubige anschließen. Die Route führt nach Vorau, Wenigzell und St. Kathrein.
Der dritte Tag führt uns durch „Roseggers Waldheimat“ und den Freßnitzgraben nach Mitterndorf und Veitsch. Besonders bewegend ist die hl. Messe an einem Fischteich.
Am vierten Tag geht es zur Brunnalm und über die Rotsohlalm nach Aschbach. Gute Seelen erwarten uns beim Stinatzer Marterl mit Kuchen und Getränken. Dann beginnen die letzten 20 km.
Ein tiefes Erlebnis ist jedes Jahr der Einzug in die Basilika. Am Gnadenaltar sieht und erlebt man Augen voller Tränen, Tränen der Dankbarkeit, Tränen der Freude und des Trostes.
Die Mariazeller Wallfahrt beenden wir dann am Sonntagabend zu Hause in Schandorf mit der Prozession der „Mariazeller“ durch das Dorf zur Kirche.
Mögen aus dieser Wallfahrt noch viele Gnaden für jeden Einzelnen und für die Gemeinde hervorgehen.
„Zur Mariazeller Muttergottes singen wir ... um ihre Fürsprache bitten wir ...“.
Foto: Pfarre Schandorf