Die Pfarre Güttenbach pilgerte einst vor und nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem Zug oder Bus nach Mariazell. Seit 1949 wurde regelmäßig mit dem Bus zur Muttergottes nach Mariazell gepilgert.
Gerne erinnert sich die ältere Generation der Dorfbevölkerung an die Pilgerreise in den sechziger Jahren. Das örtliche Busunternehmen transportierte unzählige Pilger mit Bussen von Güttenbach nach Maraizell. Als die Pilger nach Hause zurückkehrten, hielten sie außerhalb des Dorfes an, wo die Dorfbewohner auf sie warteten. Sie zogen singend und betend in einer Prozession durch das Dorf zur Kirche und überbrachten dabei Grüße von der Muttergottes aus Mariazell. Sie brachten auch Geschenke für ihre Familien mit, so war es Brauch. Dies waren kleine Bilder und Gebete, Rosenkränze, Töpfe, Lebkuchen und vieles andere. Dieser Brauch besteht bis heute fort.
In den achtziger Jahren fuhren einige junge Burschen mit dem Fahrrad nach Mariazell und feierten die hl. Messe mit dem Ortspfarrer.
1988 unternahm eine kleine Gruppe junger Leute zum ersten Mal eine Fußwallfahrt nach Mariazell. Der Fußweg von Güttenbach ist ziemlich lang, etwa 140 Kilometer. Die Fußwallfahrt dauert daher vier bis fünf Tage. Anfangs mussten die Pilger im Heu übernachten da es schwierig war, ein Quartier zu finden. Noch heute erinnern sich die jungen Pilger von damals gerne an diese Fußwallfahrt. Mit den Wallfahrern aus Güttenbach gingen und gehen auch ab und zu Gläubige aus anderen Pfarren mit: zum Beispiel aus Schandorf, Weiden b. R., Dürnbach, Ollersdorf, Neuberg und sogar aus Wien. Einige gute Seelen aus dem Ort begleiten die Pilger sogar bis nach Birkfeld in der Steiermark und stärken sie mit Essen und Getränken. Die spirituelle Nahrung der Pilger auf der Reise waren (und sind noch immer) Gebete, Gesänge, Meditationen, Wortgottesdienste und manchmal auch eine hl. Messe. Vor einigen Jahren fertigte ein Schlossermeister aus dem Ort ein Pilgerkreuz an, das von einigen Pilgern auf der Stanglalm aufgestellt wurde.
Die Wallfahrer aus Güttenbach sind die erste burgenlandkroatische Gruppe aus dem Burgenland, die am Freitagnachmittag zur großen Kroatenwallfahrt in Mariazell eintrifft. Dies hat früher der ehemalige Superior Pater Karl Schauer in seinen Begrüßungsworten beim feierlichen Einzug hervorgehoben. Eine weitere Besonderheit der Wallfahrer aus Güttenbach ist, dass sie mehr als 20 Jahre ihre eigene rhythmische Messe vor dem Hauptaltar und später in der Michaelskapelle gefeiert haben. Zu dieser hl. Messe konnten die Pilger aus Güttenbach mit dem Bus anreisen. Diese rhythmischen Messen waren auch bei den anderen Gläubigen aus dem Burgenland sehr beliebt.
Die Mariazeller Wandermuttergottes weilte zweimal in Güttenbach: in den Jahren 1978/1979 und 2008/2009.
Die Wallfahrt und Fußwallfahrt, und dann das Gefühl, wenn man in der wunderschönen Basilika vor den Altar tritt, sich niederkniet und zur Heiligen Jungfrau Maria betet, bleibt ein unvergessliches Erlebnis.
Wallfahren ist wie Medizin für Seele und Körper. Wenn „gute Seelen“ freiwillig die Reise organisieren und die Wallfahrer unterstützen, damit sie ans Ziel kommen, dann gelingt das auch.
Bilder: Wagner, Jandrisits, Schwarz