Am 11. November gedenkt die Kirche gerne eines Heiligen, der zu den Lieblingen des kroatischen Volkes zählt: der heilige Martin. Gleichzeitig sprechen wir von einem Heiligen, der sein hundertjähriges Jubiläum als Schutzpatron des Burgenlandes feiert. Unseren heutigen Schutzpatron assoziieren wir oft mit bestimmten positiven Ereignissen, wie etwa der Segnung von Weinbergen und jungem Wein, doch dieser Heilige steht noch für viel mehr. Die Lebensbeschreibung des heiligen Martin bedeutet tatsächlich eine Geschichte über Barmherzigkeit, die uns immer wieder mit ihrer Tiefe überrascht. In der Zeit nach Allerheiligen und vor der Adventszeit weist dieser Heilige auf die Bedeutung der Barmherzigkeit in den kommenden Tagen hin.
Er wurde im Sommer 316 in Savaria (Szombathely), Ungarn, als Sohn eines Offiziers der römischen Armee geboren. Er folgte seinem Vater in den Militärdienst und wurde selbst Soldat, doch sein von seiner christlichen Erziehung geprägtes Leben nahm dennoch eine völlig andere Richtung. Eines der bekanntesten Ereignisse, welches seinen weiteren Lebensweg bestimmten, war eine Begegnung mit einem Bettler in einer Winternacht. Als Martin den zitternden, in Lumpen gekleideten Mann sah, hatte er Mitleid und gab dem Bettler die Hälfte seines wollenen Umhangs. Dann schlief er ein und sah in seinem Traum Jesus, eingehüllt in die Hälfte seines Umhangs, während er die Worte aussprach: „Diesen Umhang hat mir Martin gegeben.“ Der Akt der Barmherzigkeit, den „Bettler zu bekleiden“, war der Beginn der lebensverändernden Begegnung zwischen Martin und Jesus Christus.
Doch der Satz, den Martin in seinem Traum hörte, offenbart noch etwas anderes: eine Liebe, geoffenbart von Gottes Seite aus, eine Bestätigung der Nähe, Gott kennt uns mit Namen. Und Er, der uns erschaffen hat und uns mit Namen kennt, hat auch gewisse Erwartungen an unser Leben. Durch eine Begegnung mit einem Bettler lernte Martin Christus kennen, der ihn liebte und ihn zum Priester und später zum Bischof machte.
Dieses Ereignis verbirgt eine starke Botschaft für unser tägliches Leben. Jedes Treffen, das wir mit unseren Nächsten haben, ist auch eine Begegnung mit Christus. Obwohl es unerwartet scheint, so ist doch jede Begegnung mit dem Nächsten eine Gelegenheit sich in Werken der Barmherzigkeit zu üben. Auch wenn wir nicht denken, dass es so ist, der andere ist Gottes Ebenbild und verdient Aufmerksamkeit und Liebe.
Interessant ist auch die Verbindung zwischen dem heiligen Martin und dem Burgenland. Wie es so bei der authentischen Liebe des Volkes Gottes zu den Heiligen normalerweise der Fall ist, konnten die geschichtlichen Gegebenheiten diese Verbindung nicht auslöschen. Deshalb stellt er uns weiterhin vor eine Herausforderung im spirituellen Sinne: Werden wir uns wie Martin vom Herrn auf dem Lebensweg belehren und leiten lassen?
Möge uns dabei der heilige Martin Fürsprecher und Helfer sein!