Bischof Ägidius Zsifkovics zum Christtag im Eisenstädter Martinsdom 2023
Diese kurze Nachricht erhielt Bischof Ägidius Zsifkovics auf sein Handy und nahm diesen Satz zum Anlass für seine Predigt zu Weihnachten 2023 im Martinsdom in Eisenstadt.
Inflation ist Geldentwertung, Teuerung, Wertverlust, wir alle erleben sie schmerzlich, brutal und hautnah, so erklärte Bischof Ägidius zu Beginn seiner Überlegungen den Begriff von Inflation.
Das Christkind kämpft mit der Inflation, mit dem Wertverlust von Anfang an, damals schon nach der Geburt im Stall von Betlehem, wo ihm König Herodes nachstellte, später durch die Jahrhunderte einmal weniger und dann wieder mehr, besonders aber heute in unserer Zeit und sogenannten modernen Gesellschaft. Wir erleben einen großen Wandel in vielen Bereichen des Lebens, einen Wertverlust und auch einen Werteverlust.
Das Christkind kämpft heute tatsächlich mit der Inflation, dem Wertverlust von Religion, Glaube, Kirche, christlichen Werten und Haltungen. Aber wie kann und soll man dem begegnen?, fragte der Bischof und zeigte als Antwort auf die Krippe von Betlehem, die Franz von Assisi vor 800 Jahren als erste „lebende Krippe“ im italienischen Greccio nachstellte, um den Menschen seiner Zeit das Geschehen im Stall von Betlehem zu veranschaulichen, lebensnah und greifbar zu machen, damit sie ergriffen wurden vom Ereignis, zum Staunen und zur Anbetung des Christkinds gelangten.
Das Weihnachtsgeschehen wird mit den Worten Licht, Leben, Liebe treffend zusammengefasst. Genau das braucht es heute mehr denn je in unserem Land, in Europa, in unserer Welt– Licht, Leben, Liebe!
Von der Krippe geht ein Licht aus, dass die Finsternis erhellt.
Die Finsternis unserer Zeit scheint heute das Licht des Christkinds zu verdunkeln, auszublenden oder gar auszulöschen. Die Finsternis nimmt rasant und radikal zu – Hass, Gewalt, Terror in Prag, Krieg in der Ukraine, im Hl. Land und in anderen Kriegsgebieten, Spaltungen, zählte der Bischof auf.
Die Finsternis unserer Zeit scheint heute das Leben insgesamt in Frage zu stellen, die Würde und den Wert des Lebens als „Spielzeug“ und beliebiges „Material“ zu sehen, mit dem man experimentiert.
Die Finsternis unserer Zeit scheint heute die echte Liebe zu verraten und als Ware zu verkaufen oder sie zum eigenen Vorteil zu nützen. Solidarität und Nächstenliebe werden immer mehr zu Fremdwörtern, denn viele möchten möglichst viel für sich auskosten, ohne Rücksicht auf die anderen, besonders auf die Armen, Kleinen und Schwachen.
Wir alle erleben heute hautnah in Kirche und Gesellschaft den Kampf der Finsternis mit dem Licht. Und man könnte fast Angst bekommen, wenn wir nicht aus dem Weihnachtsevangelium wüssten: „Und das Licht leuchtet in der Finsternis und die Finsternis hat es nicht erfasst.“ Das heißt nichts anderes als, das Christkind kämpft mit der Inflation, und es hat diesen Kampf gewonnen, sagte der Bischof.
Jeder von uns ist in diesen Kampf des Christkinds mit der Inflation als Getaufter, Gefirmter, Geweihter als lebendige Mitspieler an der Krippe mithineingenommen, jeder und jede an der Stelle und in der Rolle, die ihm von Gott zugedacht ist. Die Krippe erinnert uns Christen an Werte wie die Einfachheit, Demut-Mut zum Dienen, das lebendige Zeugnis. Es braucht heute unseren Einsatz in Familie, Kirche und Gesellschaft für das Licht, das Leben und die Liebe. Die Krippe erinnert uns Christen daran und sie verpflichtet uns dazu!
Zum Schluss dankte der Bischof allen, die sich in den verschiedenen Bereichen des Lebens in unserem Land darum mühen und bat alle, darin nicht nachzulassen und in Zeiten wie diesen zusammenzustehen, damit das Christkind auch heute bei uns den Kampf mit der Inflation gewinnt.
Der Bischof lud ein, zur Anbetung des Kindes in der Krippe, um seinen wahren Wert erkennen zu können.
Er appellierte daran, dass dies nur dann gelingen kann, wenn wir unseren Glauben und seine Werte in unseren Familien, Pfarrgemeinden und Gemeinschaften praktizieren und unseren Kindern glaubwürdig vorleben und nicht auf die Menschen in der Ukraine, im Hl. Land – der Heimat des Christkindes – und in allen anderen Kriegsgebieten vergessen, zu beten und zu arbeiten für den Frieden im Kleinen, dann wird er auch in Großen möglich sein!
Foto: Franz Josef Rupprecht