Am 5. Mai machten sich die kroatischen Gläubigen bei schönem Sommerwetter traditionell auf nach Györ zum „Gnadenbild der weinenden Jungfrau Maria“. Es waren Gläubige aus dem ganzen Burgenland, aus der Slowakei, aus Österreich und natürlich aus Ungarn anwesend.
Der Hauptzelebrant der Messfeier war der Bischof von Eisenstadt, Msgr. Dr. Ägidius Zsifkovics. Die hl. Messe wurde vom Chor Lastavica und TS Žgano aus Narda musikalisch umrahmt, und Kantor Jive Maász aus Sarndorf (Čunov) aus der Slowakei spielte die Orgel. Zu Beginn der hl. Messe begrüßte Prälat Ferencz Benkovich den Bischof von Eisenstadt in Györ und überreichte dem hohen Gast ein Geschenk. Nach den Grußworten von Prälat Benkovich übergab er an den Hauptzelebranten der Messfeier, Msgr. Dr. Ägidius Zsifkovics, der alle Mütter, Großmütter und natürlich unsere Himmlische Mutter begrüßte.
Bischof Zsifkovics beseelte mit seiner Predigt die Gläubigen, die am Muttertag gerne nach Györ gekommen waren, um die Heilige Jungfrau Maria zu begrüßen. Der Bischof von Eisenstadt begann seine Predigt mit einem Beispiel: In Frankreich gibt es einen alten Brauch, dass am Ostermorgen, wenn die Kirchenglocken zum ersten Mal läuten, Kinder und Erwachsene zum Brunnen mitten im Dorf gehen und sich ihre Augen mit klarem und kaltem Wasser nass machen. Mit diesem schönen alten, tiefgründigen Brauch wünschen sich die Menschen „österliche Augen“.
Was sind österliche Augen? Österliche Augen, aus ihnen blickt keine Bosheit, keine Demütigung und kein Zweifel. Österliche Augen, fürchten sich nicht vor Angst, Resignation und Misstrauen. Österliche Augen, überwinden alle Müdigkeit und Lauheit im Glauben und im Leben – betonte Bischof Zsifkovics. Wie der Hauptzelebrant betonte, können wir die Auferstehung Jesu nicht mit Worten erklären, sondern wir müssen diese religiöse Wahrheit durch österliche Menschen erfahren, denen wir an den Augen ansehen, dass sie ihr tägliches Leben aus diesem Glauben leben.
Bischof Zsifkovics wies darauf hin, dass der erste Sonntag im Mai in Ungarn der Muttertag ist. Wie er sagte, sind wir kroatischen Pilger heute, am ungarischen Muttertag, aus ganz Ungarn, der Slowakei und Österreich zur „weinenden Jungfrau Maria“ in Györ gekommen, zur Quelle unseres Glaubens, damit wir uns hier unsere müden, trüben, traurigen und verweinten Augen waschen und dass wir uns durch ihre Fürsprache vom auferstandenen Herrn reine „österliche Augen“ erbitten.
Das Evangelium dieses Sonntags erinnert uns an die Schlüsselwörter, die uns heute in Familie, Kirche und Gesellschaft nötig sind und die auch, ein anderes Wort für die Mutter sind, hob Bischof Zsifkovics hervor.
Das erste Wort ist LIEBE.
Liebe ist das am häufigsten verwendete, aber auch am häufigsten missbrauchte Wort im Alltag. Durch den Tod und die Auferstehung seines Sohnes Jesus Christus offenbarte Gott seine unendliche Liebe zum Menschen und zur Welt. Christen wissen, dass sie von Gott gewollt und geliebt werden, dass sie aber auch dazu berufen sind, Gott und ihren Nächsten zu lieben. „Bleibt in meiner Liebe!“ – das will Jesus von uns Christen. Aber was ist unsere Liebe zu Gott und zum Nächsten? Sind wir heute, in unserem modernen, medialen und kommunikativen Zeitalter mit Handys, Computern, Laptops und Smartphones, nicht in Versuchung, die Verbindung zu Gott und unseren Mitmenschen zu verlieren?
Es ist seltsam, dass wir noch nie in der Geschichte solche Kommunikationsmittel und Gelegenheiten hatten, Kontakte zu knüpfen, und wir trotzdem so wenig miteinander reden und normal kommunizieren. Warum ist das so? Ich denke, dass wir unsere Verbindung zu Gott verloren haben oder dass wir uns bereits von Gott entfernen. Der Mensch und das Volk, das sich nicht mehr um Gott kümmert, das scheinbar heute auch gut ohne Gott leben kann, verliert langsam, aber sicher das Fundament, den Sinn und das Ziel des Lebens. Ein Mensch und ein Volk, das Gott kennt und eine lebendige Beziehung zu ihm hat, hat trotz Schwierigkeiten, Herausforderungen, Kreuz und Leid immer noch Kraft und Perspektiven im Leben.
Ein Mensch und ein Volk, das Gott liebt, zeigt diese Liebe in der Art und Weise, wie sie mit ihren Nächsten umgehen, nicht vor dem Kreuz davonlaufen und im Geist und Stil Jesu leben und arbeiten. Erneuern wir selbst und in unseren Familien unsere Liebe zu Gott und unsere Beziehung zu ihm. Fangen wir wieder an zu beten, allein, aber auch mit unseren Kindern, feiern wir den Sonntag auf christliche Weise mit unserer Pfarre. Das ist eine Quelle der Liebe und des spirituellen Lebens.
Mutter ist ein anderes Wort für LIEBE. Heute am Muttertag danken wir unseren Müttern und Großmüttern für ihre Liebe, Sorge und Fürsorge und dafür, dass sie uns gelehrt haben, Gott und unseren Nächsten zu lieben!
Das zweite Wort ist FREUDE.
Im Evangelium spricht Jesus von Freude. „Das habe ich euch gesagt, auf dass meine Freude in euch sei und eure Freude vollkommen werde.“ So wie die Liebe, so soll auch die Freude Jesu auf uns Christen, die Jünger Jesu, überspringen. Das Evangelium Jesu ist eine freudige Botschaft. Deshalb ist Freude das beste und überzeugendste Zeichen eines Christen. Papst Franziskus fordert uns Christen unermüdlich dazu auf, unseren Glauben nicht „säuerlich“, sondern „freudig“ zu leben. Am Muttertag danken wir unseren Müttern und Großmüttern für ihre Freude und dafür, dass sie uns trotz alltäglicher Schwierigkeiten in wahrer christlicher Freude unterrichtet und erzogen haben.
Das dritte Wort ist FREUNDSCHAFT und GEMEINSCHAFT.
Ein Christ ist immer ein Freund, ein Friedensbringer, ein Mittler und ein Erbauer von Brücken und Gemeinschaften. „Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch gebiete.“ Die Freundschaft Jesu gilt allen, die seinen Worten folgen, die seinen Willen erfüllen und nach seinen Geboten leben. Jesus zum Freund zu haben bedeutet, dem Nächsten zu dienen, Zeit zu haben und sich Zeit für den Nächsten zu nehmen, die Armen zu besuchen, im Unglück zu helfen, mit den Armen zu teilen, zu vergeben und sich zu versöhnen.
Die Mutter ist diejenige in der Familie, die uns miteinander verbindet und uns zur Freundschaft mit Jesus führt. Ohne Freundschaft und Zusammengehörigkeit gibt es keine Familie, Kirche oder soziale Gemeinschaft. Sie sind wichtige Säulen jeder Nation, Gesellschaft, Sprache, Kultur und Religion. In unseren Familien, kroatischen und kirchlichen Gemeinschaften pflegen wir unseren Glauben, die Muttersprache und die Kultur. Schämen wir uns nicht dafür, dass wir als Kroaten auch weiterhin in unserem pannonischen Raum überleben und gedeihen und dadurch unsere ungarische, slowakische und österreichische Gemeinschaft erheblich bereichern. Freundschaft, Zusammengehörigkeit und Harmonie sind Macht, nicht Spaltung und Teilung. Mutter ist ein anderes Wort für FREUNDSCHAFT und GEMEINSCHAFT.
Heute, am Muttertag, danken wir unseren Müttern und Großmüttern für diesen wichtigen Dienst!
Wir sind in diese wunderschön restaurierte Kathedrale der Mutter von Györ, zu dieser alten Quelle unseres Glaubens gekommen, um unsere müden, trüben, blinden und traurigen Augen vor dem barmherzigen Bildnis der „tränenreichen Jungfrau Maria“ zu waschen und sie um ihre Fürsprache bei ihrem Sohn Jesus zu bitten, damit in unseren Familien, Kirche und Gesellschaft LIEBE, FREUDE, FREUNDSCHAFT und GEMEINSCHAFT zurückkehre und vor allem das der FRIEDE zurückkehre in die Ukraine und das Heilige Land!
Nach der hl. Messe fand um 14.00 Uhr die feierliche Vesper statt, der Prälat Ferencz Benkovich aus Györ in Konzelebration der Priester vorstand. Musikalisch umrahmt wurde die Andacht vom Chor Lastavica und TS Žgano aus Narda.
Auch heuer konnten sich alle Kroaten, die im Györ anwesend waren, stärken und erbauen an der Predigt des Eisenstädter Bischofs Dr. Ägidius Zsifkovics und die Marienlieder singen, die die wunderschöne Kathedrale von Györ erfüllten.
Fotos: Marko Anijan Mogyorósi