Wenn es um die Heiligen der ersten Jahrhunderte geht, verlieren wir oftmals den Wert der Botschaft ihres Lebens im Kontext des Dienstes für den Herrn aus den Augen. Die Märtyrer der ersten Jahrhunderte erscheinen uns heute manchmal extrem, und ihre Lebensgeschichten oder Hagiographien lassen sich nur schwer von Legenden und Fantasien entflechten. Wenn es jedoch um Cyrill und Method geht, zwei Brüder und Priester, die ein klösterliches, aber alles andere als langweiliges Leben führten, können wir ihnen für viele gute Taten auf spiritueller und praktischer Ebene danken.
Sie wurden im 9. Jahrhundert in Thessaloniki, in Griechenland, geboren und lebten umgeben von Slawen und deren Sprache, die sie sich gut aneigneten. Getauft wurden sie auf die Namen Konstantin (später, als Mönch, Cyrill) und Michael (Method). Beide hatten ihre eigenen Affinitäten, so war Cyrill philosophisch orientiert, während Method ein gebildeter Anwalt seiner Zeit war. Beide Brüder begannen ihre Berufung in einem Kloster auf dem Mysischen Olymp. Die klösterliche Idylle wurde schnell von missionarischen Herausforderungen abgelöst.
Fürst Rastislav lud sie ein, die Slawen zu evangelisieren, die, als sie begannen den christlichen Glauben anzunehmen, geistliche Lehrer brauchten. Sie wollten jemanden, der ihre Sprache sprach. Missionare mit griechischer, hebräischer und lateinischer Sprache hatten sie bereits besucht, wurden jedoch nicht von ihnen aufgenommen. Dabei ging es um ein Gebiet namens Mähren, das wir heute als das Gebiet der Tschechischen Republik und der Slowakei kennen. Für Fürst Rastislav war es von strategischer Bedeutung und er wollte die von ihm regierten Länder mit einer gemeinsamen Religion stärken, festigen. Cyrill und Method waren dort, scheinbar aus strategischen Gründen, aber eigentlich durch Gottes Vorsehung, willkommen und sie begannen gleich mit ihrer Arbeit.
Konstantin erstellte eine Schrift - die runde Glagoliza/glagolitische Schrift, und sie begannen, die Evangelien für die Lesungen der Messfeiern, Gesetzestexte und Bücher für das gemeinsame Gebet in die slawische Sprache zu übersetzen. Sie arbeiteten nicht allein. Mit ihnen begannen die Jünger Kliment und Naum diese missionarische Aufgabe. Im Laufe der Zeit schlossen sich ihnen noch mehr Studenten an, so dass die Mission bis nach Venedig vordrang und besonders in Kroatien ihre deutlichen Spuren in Form verschiedener religiöser, historischer und rechtlicher Aufzeichnungen hinterließ, von denen am berühmtesten die „Tafel von Baška“ (Bašćanska ploča) ist.
Auf dem Missionsweg stirbt Cyrill, aber zuvor bat er seinen Bruder Method, die Arbeit fortzusetzen. Methodius erwirkte die Liturgie in slawischer Sprache mit Unterstützung von Papst Hadrian, was in der päpstlichen Bulle mit dem Titel „Gloria in excelsis Deo“ enthalten ist. Papst Hadrian ernannte Methodius zum Erzbischof von Syrmien und brachte damit das gesamte Gebiet des westlichen Illyricums unter römische Verwaltung. Methods Lebensweg nimmt die Wende eines Märtyrers: nach Fürst Rastislav lässt Fürst Svatopluk ihn verhaften und einsperren. Die Gefangenschaft dauerte drei Jahre. Befreit wurde er durch Papst Johannes VIII., und mit der Zeit vollendete Methodius seine Mission mit der Übersetzung der Heiligen Schriften, patristischen Aufzeichnungen und Rechtsdokumenten in die slawische Sprache und vollendete damit das, was er mit seinem Bruder begonnen hatte.
In „Žitju“, einer Hagiographie über ihr Leben, wird ihr Wirken, der Einfluss auf die kroatischen Gebiete erwähnt, und nach Methods Tod wurde an der Systematisierung der Schriftsprache beim kroatischen Volk, an der Verbreitung der glagolitischen Schrift, sowie der gemeinsamen Gottesdienstsprache, bekannt unter dem Begriff kirchenslawische Sprache, gearbeitet.
Warum ist es wichtig, dass die Apostel „in unserer Sprache“ sprechen? Das meine ich im übertragenen und wörtlichen Sinne. Es geht um etwas, das man Inkulturation nennt. Cyrill und Method lebten zunächst bei den Menschen, die sie später evangelisierten. Sie lebten zusammen, trafen sich Tag für Tag. Sie aßen zusammen, feierten den Gottesdienst, redeten, teilten Gutes und Schlechtes. Sie gewannen das Vertrauen der Menschen. Die slawischen Völker respektierten sie und waren froh, sie zu haben, da sie zumindest auf einer intuitiven Ebene ihre guten Absichten und den Willen Gottes dahinter erkannten. Ihr Leben ist für uns ein Zeugnis dafür, dass Hirten das Vertrauen des Volkes gewinnen müssen, und das Volk muss sich darauf einlassen.
In der heutigen Zeit der Synodalkirche haben wir dazu eine über tausend Jahre alte Botschaft: Im Guten und im Bösen miteinander zu leben, das ist das Bild der Kirche, der Braut, wie Christus es wünschte. Wir können dies leben, unabhängig von unserer Stellung, noch mehr, wir müssen es. Erinnern wir uns an die Heiligen Cyrill und Method an ihrem Gedenktag, dem 5. Juli, sie mögen für uns beten.
Foto: Pixabay