Die Seelsorge für pensionierte und besonders für kranke Priester ist unserem Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics ein großes Bedürfnis und Anliegen.
Als er mich vor zwei Jahren mit der Seelsorge für Priester im Ruhestand betraute, sah ich ein Vorbild und eine Unterstützung im Gründer unserer Ordensgemeinschaft SSMI, dem Diener Gottes Josip Stadler, dem ersten Erzbischof von Sarajewo-Vrhbosna. Sein Erleben von Kirche, seine Fürsorge für die kranken, verlassenen Kinder und älteren Menschen, die damals wie auch heute die am stärksten gefährdeten Gruppen in der Gesellschaft sind, sind immer meine Inspiration, um durch geistliche und materielle Werke der Barmherzigkeit den Kern der Wohltätigkeit der Kirche konkret umzusetzen.
Bei Treffen, Besuchen und Gesprächen mit den älteren Priestern denke ich oft über die Qualität ihres Lebens in Krankheit und im Alter nach. Als sie aktiv als Priester für eine Pfarre zuständig waren, gingen sie ihren Gläubigen entgegen, spendeten die Sakramente und kümmerten sich geistlich um viele. Jetzt sind sie diejenigen, die unsere Fürsorge brauchen, und vor allem ist es wichtig, ihnen im Alltag Frieden, Ruhe, Geborgenheit und Sicherheit zu geben.
Wir haben derzeit fünfundfünfzig pensionierte Priester in der Diözese. Dies bedeutet fünfundfünfzig verschiedene Persönlichkeiten, Charaktere, verschiedene Lebenserfahrungen und Erfahrungen durch die Ausübung des Priesterdienstes. Auf ihrem priesterlichen Weg erlebten sie sowohl Höhen als auch Tiefen und große menschliche Verschiedenheiten. Sie wurden vom Herrn auserwählt und durch ihr Handeln in diese Diözese eingewoben. Und jetzt, da sie im Ruhestand ihren Lebensweg betrachten und in Dankbarkeit aber auch Trauer die vielen Verschiedenheiten und Ereignisse sehen, die sich in ihrem Leben ereignet haben, so stoßen sie auf die gleiche Weise auch heute auf einfachere und schwierigere Wege. Jetzt hängt alles von ihrer körperlichen Mobilität, Ernährung, Geselligkeit, Kommunikation und Wohnambiente ab. Unterschiede sind auch in allen oben genannten Fällen erkennbar. Diejenigen, die immer noch bei guter Gesundheit sind, helfen gerne in den Pfarren in der Seelsorge mit und sind immer noch bereit, die Sakramente zu spenden sowie kranken und alten Menschen mit Trost beizustehen. Diejenigen, die nicht mehr aktiv sind, die alleine leben und für sich selbst sorgen, beten regelmäßig und besuchen in ihren Gedanken diejenigen, die ihnen am Herzen liegen. Pflegebedürftige werden in Pflegeheimen untergebracht und bezeugen durch ihr Leiden die Gute Nachricht. Sie schauen mit Zuversicht und Liebe auf die Gestalt des gekreuzigten Christus. Wenn ich solche Menschen besuche, danke ich Gott immer für ihr Vertrauen in Gott, für ihre christliche und priesterliche Spiritualität, ihre Liebe zur Kirche und wie sie ihre Leiden im Vertrauen auf Christus ertragen.
In seiner Botschaft zum 29. Welttag der Kranken sagte Papst Franziskus: „Wenn wir krank werden, werden wir uns unserer eigenen Verletzlichkeit bewusst und fühlen gleichzeitig das Bedürfnis nach anderen, die uns durch ihre Geburt nahe stehen, dann spüren wir irgendwie deutlicher unsere eigene Zerbrechlichkeit als geschaffene Wesen und erfahren unsere Abhängigkeit von Gott tiefer. Wenn wir krank sind, werden unser Geist und unser Herz von Unsicherheit und manchmal von Angst und Unruhe überwältigt. Wir befinden uns in einem Zustand der Hilflosigkeit, weil unsere Gesundheit nicht nur von unseren Fähigkeiten oder unseren ‚Sorgen’ abhängt“ (vgl. Mt 6,27).
Krankheit wirft die Frage nach ihrer Bedeutung auf, die im Glauben auf Gott gerichtet ist. Es ist eine Frage, die uns auffordert, der Krankheit einen neuen Sinn zu geben und das Leben zu verändern, und wir finden möglicherweise nicht sofort eine Antwort darauf. Unsere Freunde und Verwandten können uns bei dieser mühsamen Suche nicht immer helfen."
Nicht einmal einige unserer pensionierten Priester finden eine Antwort auf eine solche Suche, weil sie keine oder engere Verwandte haben. Sie haben auch keine engeren Familienmitglieder, die sich um sie kümmern und sie in ihrer Krankheit pflegen könnten.
Aber ihre Stärke und Kraft manifestiert sich im hingebungsvollen Vertrauen auf Gott. Durch ihr hingebungsvolles Gebet und ihre geduldig ertragene Krankheit sind sie ein Geschenk an die Diözese - ein wahrer Schatz!
Daher liegt es an uns allen, ein gemeinsames, solidarisches, engagiertes und einfühlsames Interesse an unseren pensionierten Priestern zu zeigen, für ihre Arbeit dankbar zu sein, ihnen per Telefonanruf oder Besuch Aufmerksamkeit zu schenken, damit sie sich gerade in dieser Coronavirus-Pandemie-Zeit nicht allein und verlassen fühlen.
In einem kranken und hilflosen Menschen berühren wir den leidenden Christus selbst, und wenn wir unseren Nächsten in Momenten seiner Hilflosigkeit besuchen, erfüllen wir am Besten das Evangelium der gegenseitigen Liebe, durch die die Jünger Jesu für uns liebende Vorbilder sind.